Seit knapp einem Jahrhundert besteht die Buchhandlung Schutt in Bornheim, nun kämpft Inhaberin Angelika Schleindl um die Zukunft des Traditionshauses. Der Vermieter droht mit einer Räumungsklage, diese wird nun vor Gericht ausgetragen.
Sina Eichhorn /
„Ich will keinen Scherbenhaufen hinterlassen“, sagt Angelika Schleindl. Die 64-jährige Frankfurterin betreibt seit über zwanzig Jahren, genauer seit dem 1. Januar 1999, die Buchhandlung Schutt in Bornheim. Doch nun droht dem Traditionshaus, zu dem ein im Hinterhof gelegenes Antiquariat gehört, das Aus – der Vermieter droht mit Mieterhöhungen und hat eine Räumungsklage eingereicht. Kampflos aufgeben ist für Schleindl jedoch keine Option.
Seit 1999 betreibt Angelika Schleindl die Buchhandlung Schutt, die weiterhin den Namen ihres Vorgängers Heinz Schutt trägt. Schon bei der Übernahme habe man ihr gesagt, die Buchhandlung bestehe seit mindestens 70 Jahren, anfangs sei es eine Leihbücherei gewesen. Das genaue Eröffnungsdatum kennt Schleindl nicht. „Die Buchhandlung ist fester Bestandteil des Viertels und geht sicher durch alle Krisen. Das werde ich nicht einfach hinnehmen und kampflos aufgeben“, so die Inhaberin. Das sei sie nicht nur ihren vier Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern schuldig, sondern auch den Kundinnen und Kunden, die sie, vor allem jetzt während der Corona-Krise, maßgeblich unterstützt hätten. Schleindl erzählt: „Wir wurden mit Kaffee und Gebäck versorgt, es wurden Büchergutscheine gekauft wie vor Weihnachten, wir haben Trinkgelder bekommen wie die Bedienungen in Edelrestaurants.“
Auslöser für den Streit war ein Gespräch mit der Hausverwaltung, bei dem es eigentlich um ihre Nachfolge gehen sollte, so Schleindl. Ihr Mietvertrag laufe noch bis 2029, darin sollte die potenzielle Nachfolgerin aufgenommen werden. Doch die Verhandlungen scheiterten. Dennoch habe man sich im Anschluss auf den neuen Vertrag berufen und einen neuen Mietpreis veranschlagt, der fast dreimal so hoch wie der aktuelle sei. Zusätzlich wurden laut Angelika Schleindl Schilder im Hinterhof angebracht, die das Abschleppen von Fahrrädern und Pkws ankündigten. Darüber hinaus dürfe sie selbst nicht mehr dort parken, um Waren zu be- und entladen.
Schleindl vermutet dahinter die Absicht des Hausbesitzers, die Buchhandlung auf den Verkaufsladen im Vorderhaus zu reduzieren. Sollte dies jedoch passieren, sei die Buchhandlung „nicht mehr lebensfähig“ und verliere mit dem Antiquariat ihre „Seele“, sagt Schleindl. Dort veranstaltete das Team regelmäßig Lesungen und Veranstaltungen, an denen bis zu hundert Gäste teilnehmen konnten. Das Ganze habe sich so zu einem „kulturellen Wohnzimmer“ des Viertels entwickelt. Zusätzlich habe sie noch vor kurzem knapp 100 000 Euro investiert, um die Räumlichkeiten zu sanieren und beispielsweise eine neue Heizung einbauen zu lassen.
Nach eigenen Angaben habe Schleindl angeboten, 50 Prozent mehr Miete zu zahlen, doch man sei ihr nicht entgegen gekommen. Das Ganze sei stattdessen inzwischen so weit, dass sich beide Parteien im September vor Gericht gegenüber stehen. „Es kostet mich sehr viel Geld, Energie und Zeit“, so Schleindl. Zeit, die sie eigentlich besser nutzen wollte. Denn für die anstehende Buchmesse hatte sie bereits Pläne für kleinere Veranstaltungen im Antiquariat geschmiedet.
Geboren 1994 in Gelnhausen. Nach einem Studium der Germanistik an der Justus-Liebig-Universität Gießen seit Oktober 2018 beim Journal Frankfurt. Zunächst als Redakteurin, seit 2021 Chefin vom Dienst.