Zu Besuch beim Biobauern Ackerlei in Bruchköbel

„Der Boden ist unser Kapital“

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Die Familie Zell betreibt in Bruchköbel einen Bauernhof, der mit Bio-Landwirtschaft stark gewachsen ist. Sie beliefern die ganze Region und sagen: Die Einstellung der Verbraucher habe sich zum Positiven gewandelt.

Christoph Schröder /

Der entscheidende Unterschied, so erklärt Thomas Zell, sei der Umgang mit dem Boden: Während die konventionelle Landwirtschaft den Boden lediglich als Mittel zum Zweck betrachte, sprich: als Träger einer möglichst großen Erntemenge, nehme der Biobauer einen komplett anderen Standpunkt ein: „Der Boden ist unser Kapital“, sagt Zell, „Erde und Pflanzen sind eine Einheit, sie sind ein einziger lebendiger Organismus.“ Und den darf man nicht überfordern, auslaugen, einseitig beanspruchen. Er muss gehegt und gepflegt werden.

In einer idyllischen Hügellandschaft, exakt auf der Grenze zwischen Wetterau und Vogelsberg, liegt der Hof von Rebekka und Thomas Zell in Bruchköbel-Oberissigheim. 1996 begann das Ehepaar, auf einer überschaubaren Fläche von 1,5 Hektar Gemüse anzupflanzen, nach und nach wuchs der Betrieb; der Nachbarhof wurde übernommen, eine Verkaufshalle gebaut, in der nicht nur die eigenen Produkte verkauft, sondern insgesamt rund 2000 Artikel aus dem Lebensmittelbereich angeboten werden, von Käse bis hin zum Müsli.
„Von Hause aus bin ich Kuhbauer“, erzählt Thomas Zell schmunzelnd, doch Kühe gehören bislang noch nicht zum „Ackerlei“-Portfolio – zu aufwendig, wenn man sie artgerecht und biologisch halten will. Doch immerhin: Im vergangenen Jahr haben die Zells sich mit dem Metzgerbetrieb Wolf in Seligenstadt zusammen getan: Bio-Schweinefleisch aus eigener Haltung ist mittlerweile im Angebot. Ob er sich als Pionier begreift? Immerhin war in der Gründerzeit des Ackerlei-Betriebes „BIO“ noch nicht das allgemein anerkannte Label, das es seit den Nullerjahren geworden ist, ein Ausdruck von Lifestyle und nachhaltiger Ernährung.

Nein, sagt Zell, als Pionier begreife er sich nicht, „aber es stimmt: Die Einstellung der Verbraucher hat sich deutlich geändert.“ Um die Jahrtausendwende haben rund um Bruchköbel drei Märkte der „Tegut“-Kette eröffnet. Kurzfristig gesehen ein Problem für die Biobauern im Umland, langfristig aber haben alle profitiert: Die Werbetrommel, sagt Zell, die die Supermärkte für biologische Nahrungsmittel gerührt hätten, hätte letztendlich allen Bio-Betrieben genutzt. Heute hat Ackerlei insgesamt etwa 40 Mitarbeiter.
Neben einem Online-Shop haben die Zells für den biobewussten Städter einen besonderen Service erfunden: das regionale Gemüse-Abo, wöchentlich geliefert, zusammengestellt aus den jeweils frisch geernteten saisonalen Produkten: „Wir stellen zusammen, was saisonal eben gerade da ist.“ Und das heißt konkret: Alles, was der Boden-Pflanzen-Organismus eben so hergeben will.

>> Ackerlei
An der Landwehr 6, Bruchköbel-Oberissigheim


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