Der Airbus A380 ist für British Airways das, was für Angela Merkel das Internet: Neuland. Darum testet die Fluggesellschaft ihre Neuanschaffung bis Oktober auf der Kurzstrecke Frankfurt–London. Das JOURNAL FRANKFURT ist aus Neugier mitgeflogen.
Nicole Brevoord /
Von vorne sieht der Airbus A380 aus wie ein knubbeliges Überraschungsei, von der Seite erinnert das Großraumflugzeug eher an einen gestrandeten Wal. An den Anblick haben sich die meisten Planespotter, die Flugzeugzeugfans also, mittlerweile gewöhnt, immerhin setzen ihn viele Fluggesellschaften ein. Ein etwas ungewöhnlicher Anblick jedoch ist das dunkelblau-weiße Modell, das seit einiger Zeit auf dem Frankfurter Flughafen beobachtet wird. Brandneu landet und startet am Terminal 2 regelmäßig der A380 der British Airways, erkennbar am elegant glänzenden Lack und dem Union Jack an der Heckflosse, und es will zuerst nicht einleuchten, warum die britische Fluggesellschaft eine halbleere Maschine, die mit einer Tankladung 15 000 Kilometer lange Distanzen überwinden kann und normalerweise 469 Passagieren Platz bietet, zwischen Frankfurt und London pendeln lässt. Manch ein Passagier mag am Gate von dem Riesenvogel mit einer Spannweite von 79 Metern überrascht werden, wo man doch eher einen kleineren Airbus A320 erwartet hätte. Doch wer bis zum 18. Oktober zu einem Trip über den Ärmelkanal aufbricht, der darf immer bei den Flugnummern BA902/902 und BA 910/911 davon ausgehen, einer völlig begeisterten Crew und einem nigelnagelneuen Fluggerät gegenüber zu stehen.
Zehn Wochen lang testet British Airways, die erste britische Fluggesellschaft mit dem Modell A380 in der Flotte, die neue Maschine. Die Crewmitglieder berichten ganz stolz von viel besseren technischen Möglichkeiten, um die Bedürfnisse der Fluggäste zu befriedigen. Tatsächlich: Es gibt viel Neues zu entdecken auf dem 24 Meter hohen und 73 Meter langen Ungetüm, das sich von innen als angenehm hell und geräumig entpuppt, recht leise abhebt und auch während des Fluges durch einen niedrigen Geräuschpegel auffällt. Ganz klar: Lärmminderung ist einer der Vorteile der neuen Flugzeugmodelle, aber ein Hauptgrund, warum British Airways – übrigens als erste Airline – sowohl auf den A380 als auch auf die Boeing 787, den sogenannten Dreamliner, setzt, ist die Treibstoffersparnis. Rund 16 Prozent weniger Treibstoff verbraucht der A380 im Vergleich zu ähnlichen Modellen. Das sind weniger als drei Liter Treibstoff pro Passagier auf 100 Kilometer.
„Sobald der Flieger in die Luft geht, merkt man gar nichts mehr von seinem Gewicht und seiner Masse“, schwärmt der Flugkapitän, der mit seinen zwei Kollegen im Cockpit, sowie seinem 22-köpfigen Kabinenserviceteam am Dienstagvormittag in dem mehr als 300 000 Kilo wiegenden doppelstöckigen Flieger gen London abhob. Einige Neuerungen im Cockpit gäbe es im Vergleich zum Vorgängermodell schon, sie folgten aber weitestgehend der Airbuslogik und mit 20 Simulatorstunden und einem mehrwöchigen Kurs sei man fitgemacht worden für den neuen Superflieger, versichert uns der Kapitän. Auch bei ihm ist die Begeisterung für den Neuzugang deutlich sichtbar.
Während der Dreamliner der British Airways auf der Strecke zwischen London und Stockholm eingeflottet wird, hat man sich bei dem A380 für Frankfurt entschieden, auch weil der Flughafen Rhein-Main schon ordentlich Erfahrung mit der Abfertigung des Flugzeugmodells gesammelt hat.
British Airways hat sich vorgenommen 5 Milliarden Britische Pfund in ihre Produkte und Serviceangebote zu investieren, dazu gehören nicht nur technische Finessen wie iPads für Flugbegleiter, neue Inflight Entertainment Programme und die Entwicklung von Apps, sondern vor allem auch eine Umstellung der Flotte auf effizientere Modelle. Bis zum Jahr 2016 nimmt British Airways insgesamt 12 Maschinen vom Typ A380 in Betrieb. Bis dahin wird im Umgang mit dem größten zivilen Verkehrsflugzeug schon Routine eingekehrt sein. Vorerst wird der erste Superjet jedoch noch eingeflogen – es werden Stauräume erforscht und optimale Serviceabläufe erarbeitet –, um am 24. September dann zu seinem Erstflug auf der Route London-Los Angeles zu starten. Auch ein zweiter A380 wird in Frankfurt eingeflottet werden, um dann ab 22. Oktober die Strecke London-Hongkong zu bedienen. Im Februar 2014 soll dann ein drittes Modell eingesetzt werden und zwar nach Johannesburg. Doch den stilvollen A380 mit dem Union Jack auf der Heckflosse, den werden wir in Frankfurt ab Mitte Oktober dann nicht mehr zu Gesicht bekommen und die Planespotter werden sicher ein neues Motiv finden, dass sich zu fotografieren und zu beäugen lohnt.