Neue Erkenntnisse im Mordfall Lübcke haben vergangenen Donnerstag für Aufsehen gesorgt. Wie jetzt bekannt wurde, war der ehemalige Verfassungsschützer Andreas Temme dienstlich mit Stephan E. befasst.
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Am Donnerstag gab es neue Erkenntnisse im Fall Walter Lücke. Auf eine Anfrage der SPD gab Innenminister Peter Beuth (CDU) bekannt, dass der ehemalige Verfassungsschützer Andreas Temme dienstlich mit dem mutmaßlichen Lübcke-Mörder Stephan E. befasst war. Details zu der Verbindung zwischen Temme und E. gab Beuth allerdings nicht bekannt.
Andreas Temme ist kein Unbekannter: Während der Ermordung des NSU-Opfers Halit Yozgat im April 2006 hielt Temme sich am Tatort, dem Internetcafé, auf und war danach selbst als Tatverdächtiger in den Fokus gerückt, da er sich als einziger Zeuge nicht bei der Polizei meldete. Temme hatte das Internetcafé nur wenige Sekunden nach dem Mord verlassen und gab bei der Vernehmung an, er habe weder den blutenden Yozgat noch die Blutspuren auf dem Tresen beim Verlassen des Cafés gesehen. Temme wurde daraufhin aus dem Landesamt für Verfassungsschutz entlassen, ein Ermittlungsverfahren gegen ihn wurde später eingestellt. Seine Verstrickung in die rechte Szene ist bis heute unklar.
Die Opposition zeigte sich empört über die „brisante“ Information. Günter Rudolph (SPD) hält inzwischen einen Untersuchungsausschuss zum Mord an Walter Lübcke für unausweichlich. Das Innenministerium wies die Vorwürfe der Opposition allerdings zurück. „Dass der ehemalige Mitarbeiter Andreas Temme, der seinerzeit in verschiedenen Funktionen als Sachbearbeiter in Nordhessen auch für den Bereich Rechtsextremismus eingesetzt war, sich dienstlich auch mit dem bis 2009 als Rechtsextremisten auffälligen Stephan E. befasst hat, ist daher nicht überraschend.“ In die „Personenakten“ zu Stephan E., in denen sich zwei Berichte des ehemaligen Mitarbeiters Temme befinden, konnten die Mitglieder der Parlamentarischen Kontrollkommission auch bereits Einsicht nehmen. „Deshalb hätte der Opposition auch bekannt sein können, dass daran nichts skandalös ist“, äußert sich das Innenministerium weiter. Dem Innenministerium seien zudem keine dienstlichen Treffen zwischen Andreas Temme und Stephan E. bekannt.