Einen Song wie "Pontchartrain" könne sie zuhause in den USA gar nicht spielen, lobt Vienna Teng im Saal 3 der Centralstation in Darmstadt das ruhige, aufmerksame Publikum. Obwohl dieser respektvolle Umgang mit ihrer Musik auch ein wenig "scary" sei und sie sich mitunter wünsche, man würde die Leute im Saal zumindest trinken hören.
"Dreaming Through The Noise" heißt das dritte Album der singenden Pianistin, die so langsam ihren Insiderstatus in Deutschland zu verlieren scheint. Auf die Bühne bringt sie ihre auf CD mitunter ein wenig mainstreamig klingende Musik eher kammermusikalisch: Geige und Cello plus Percussion (Cajon, Glockenspiel). Das bringt ein deutliches Plus an Subtilität, könnte aber durchaus mehr Dynamik und dabei auch ein paar Ecken und Kanten haben.
Großes Plus der jungen Pianistin gegenüber den Konkurrentinnen - alle drei Mitstreiter singen. Das bringt - zu klassichen und Jazzelementen in der Singer/Songwriter-Musik - einen starken Folk-, ja mitunter sogar Countrytouch. Und wenn sie sich zum Beispiel von den Appalachen inspirieren lässt, klingt das auf faszinierende Weise simpel wie überhaupt ihre Musik meist - bei aller Komplexität - eine unglaubliche Leichtigkeit besitzt.
Das Publikum ist begeistert, wird es doch auf mehreren Ebenen bedient: Mitklatschen und Mitsingen erlaubt, Zuhören und Nachdenken auch. "Poppige schnelle Songs sind nicht meins", kommentiert sie ihr Programm, das manch einem durchaus mellow erscheinen könnte. Für sie ist es eine (kleine?) Nachtmusik. "Du wachst auf und denkst, was zum Teufel passiert hier eigentlich gerade?"
Vienna Teng ist trotz viel Innenschau kein introvertierter Mensch. Sie mag es, Geschichten zu erzählen. Und das goutieren die Fans auch. Geschichten über ehemalige Wohnungen, wo die Wände so dünn waren, das man von den Nachbarn Geräusche hörte, die man gar hören wollte. Oder das Scherzen über Ankündigungen über sie auf Clubwebsites wie "Lounge Jazz Sensation", in der sie sich nun wirklich nicht wiederfindet. Oder der Spaß am Deutschlernen und der täglichen Anwendung im Tourtross, vorwiegend - na klar - in Kneipen (die Übungen dienen auch als Basis für ein kurzes A cappella-Stückchen, da hat sie die Lacher auf ihrer Seite). "Und wir haben heute auch gelernt, was Darmstadt übersetzt heißt." Mahlzeit!
Drei Zugaben musste Vienna Teng spielen. Und zum Schluss gab es dann auch zwei Coverversionen, Stings "Fields of Gold" und - von den erklärten Helden - Simon Garfunkel - "Cecilia".