Derzeit stellen die neuen Sicherheitskonzepte für viele Großveranstaltungen eine Hürde da. Doch damit nicht genug. Nun fällt das Mainuferfest in Offenbach aus: Wegen des Wetters.
red /
Seit zwei Jahren gibt es ein ausgeklügeltes Sicherheitskonzept für das Offenbacher Mainuferfest. Doch aufgrund der aktuellen Wetterlage sieht sich der Sicherheitsstab nun dazu gezwungen, die Großveranstaltung abzusagen. Hintergrund sind die Überschwemmungen der vergangenen Tage am Veranstaltungsort sowie die vom Deutschen Wetterdienst angekündigte weiterhin stabile Tiefdruckwetterlage. So werden für Freitag und Samstag erneut Gewitter und Starkregen prognostiziert. Menschen auf dem Mainuferfest wären dabei durch eine Vielzahl von Gefahren bedroht. Das Problem ist auch die Lage des Veranstaltungsortes. Denn große Teile der Veranstaltungsfläche liegen am geographisch tiefsten Punkt des Stadtgebietes. Im Kanal unter der Mainstraße läuft das Wasser aus ganz Offenbach zusammen. Das Wasser stieg dort am Montag und Dienstag innerhalb weniger Minuten auf mehr als einen Meter an und spülte Autos und lose Gegenstände bis in die Bereiche Ludo-Mayer-Straße / Herrnstraße. Nach Aussage des Stadtbetriebs ESO sind die Kanäle der Stadt Offenbach derzeit immer noch voll und können keine weiteren Wassermassen mehr aufnehmen. Aus diesem Grund ist bei neuem Starkregen mit Überschwemmungen zu rechnen.
Bei einem Festbetrieb stünden in exakt diesem Gefährdungsgebiet auf der Mainstraße und Ludo-Mayer-Straße Stände und Pavillons, die teilweise nicht fest verankert sind. Es wird mit offenem Feuer an Grills oder Kochstellen gearbeitet. Die meisten Stände verfügen über einen Stromanschluss – hier kann es bei plötzlichem Wasseranstieg wie Montag und Dienstag dieser Woche zu gefährlichen Situationen kommen. „Mit einer Überflutung, wie sie am Montag und Dienstag aufgetreten ist, müsste jederzeit wieder gerechnet werden. In so einem Fall wäre den Festbesuchern zudem der Fluchtweg Richtung Schloßstraße durch das einströmende Wasser genommen“, erklärt Thomas Kutschker von der Berufsfeuerwehr Offenbach.
Die aktuelle stabile Tiefdruckwetterlage über Deutschland macht es mit den vorhandenen Mitteln schwer, Regenmengen, Gewitter oder Hagel sicher und im Voraus zu prognostizieren. Daher wäre nach Ansicht der Experten und den aktuellen Erfahrungen der letzten Tage die Vorwarnzeit für die Festbesucher und die Standbetreiber extrem kurz. Das Fest müsste innerhalb weniger Minuten evakuiert werden. Diese Evakuierung ist aufgrund der hohen zu erwartenden Besucherzahlen und der im Falle einer Überschwemmung nicht mehr zu gewährleistenden gesetzlich vorgeschriebenen Fluchtwegbreite nicht sicherzustellen.
Die Stadt Offenbach wurde von ähnlichen Wetterlagen in den vergangenen drei Wochen dreimal schwer getroffen, zuletzt am Montag und Dienstag dieser Woche. Hier waren insgesamt mehr als 350 Einsatzstellen der Feuerwehr im Stadtgebiet zu verzeichnen. Die überwiegende Menge der Schäden entstand durch überflutete Keller, Tiefgaragen und Straßen. Erhebliche Wassermassen, am Montag etwa 44 Liter pro Quadratmeter innerhalb einer Stunde, ergossen sich in das Kanalsystem. Sie stauten sich zeitweise auf, da das System mit solch extrem selten auftretenden Mengen an Wasser innerhalb kurzer Zeit überfordert ist. Eindrucksvoll zeigte sich dieses Phänomen zum Beispiel in der Kettelerstraße, die genauso wie die Mainstraße voll gesperrt werden musste.
Die zu kurze Vorwarnzeit, die Gefährdung durch Überschwemmung und Stromschläge sowie die eingeschränkten Fluchtwege führen nach genauer Analyse durch den Sicherheitsstab zur einvernehmlichen Erkenntnis, dass die Sicherheit der Festbesucher nicht zu jeder Zeit zu gewährleisten ist. Sach- und Personenschäden sind nicht auszuschließen. Im Sicherheitsstab sind Vertreter der Stadt Offenbach (Öffentlichkeitsarbeit, Ordnungsamt, Feuerwehr, Stadtpolizei) und der OSG, dem Technischen Hilfswerk sowie die für das Sicherheitskonzept verantwortliche Firma Event Consult Europa und der beauftragte Sicherheitsdienst Protect Security vertreten.
Stadt Offenbach, Sicherheitsstab und Veranstalter bedauern die Notwendigkeit dieser Entscheidung. Die Veranstalter stellen einen Ersatztermin nach den Sommerferien in Aussicht. Voraussichtlich wird dieser Termin am 3. und 4. September liegen.