Nein, Quoll wie „Tüpfelbeutelmarder“ oder wie „eine Mischung aus Frischling und Maus“. Auch wenn noch fast niemand die neuen Zoobewohner kennt: Begeisterung rufen sie schon bei ihrem ersten Auftritt hervor.
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In der Dunkelheit des Grzimekhauses fällt ein hell erleuchtetes Gehege erfahrenen Zoobesuchern sofort auf. Wenn dann noch eine Horde Fotografen davorsteht, muss es sich ja um etwas Besonderes handeln. Das tut es auch, nämlich um die neuen Quolls! Wer damit nichts anfangen kann, dem hilft vielleicht der Begriff „Tüpfelbeutelmarder“ dabei, sich ein Bild zu machen. Zoodirektor Manfred Niekisch erklärt aber, dass diese Bezeichnung eigentlich falsch gewählt ist: „Die Quolls stammen aus Australien und Tasmanien und sie gehören zu den Raubbeutlern. Mit den hier heimischen Mardern sind sie überhaupt nicht verwandt.“ Auch bei dem Beutel handelt es sich eigentlich nur um Hautfalten, in denen sich Quollbabys nach der Geburt fertig entwickeln können. Nach 7 bis 15 Wochen verlassen sie den Beutel und dieser bildet sich zurück.
Unabhängig von der Benennung der Tiere ist aber die Reaktion der Zoobesucher auf die Neulinge. „Sind die süüüß!“, hört man von allen Seiten. Für diese Ausrufe verantwortlich sind wohl auch die weißen Tupfen im ansonsten braunen Fell der Quolls. Ihnen hat „Pünktchen“ auch ihren Namen zu verdanken – und ist damit bisher der einzige benannte Quoll in Frankfurt. Zu sehen ist das Weibchen bisher aber noch nicht. Nur zwei der insgesamt vier Tiere – zwei Männchen und zwei Weibchen – tummeln sich im Gehege. Pünktchen bekommt besondere Ruhe, denn die Pfleger vermuten, dass sie bereits Nachwuchs erwartet. Mit zwei bis sechs Jungen ist dann bei einem Wurf zu rechnen.
Die Zucht der Quolls liegt dem Zoo Frankfurt besonders am Herzen. Denn in ihrer Heimat Australien wurden die Getupften fast vollständig ausgerottet, nur in Tasmanien sind sie jetzt noch wild zu finden. Eine große Seltenheit zeichnet die Tiere auch in Deutschen Zoos aus: Bisher waren Quolls nur im Zoo Leipzig zuhause und von da sind sie auch nach Frankfurt gekommen. Die vier Tiere wurden im Juni und Juli 2012 geboren und sind daher alle schon geschlechtsreif. Neben Pünktchen könnte also auch das zweite Weibchen bald schon hinter den Kulissen des Quoll-Geheges verschwinden – und mit Nachwuchs wieder zurückkehren. Die beiden aktuell im Gehege gehaltenen Tiere scheinen sich sehr gut zu verstehen und haben sich nach Beobachtungen ihrer Pfleger auch schon gepaart. Dieser Friede ist nicht selbstverständlich, denn die nachtaktiven Quolls sind Einzelgänger und verteidigen ihr Revier bei Konkurrenz. Deshalb ist auch das zweite Männchen aus sogenannten „Tier-Managementgründen“ noch nicht zu sehen. Ob alle Quolls zusammen ins Gehege dürfen, muss noch ausprobiert werden.
Dass die Quolls nicht nur süß, sondern auch durchsetzungsfähig sind, zeigt sich bei der fotowirksamen Fütterung. Sobald Heuschrecken durch das Gehege hüpfen, kommen auch die Quolls hervor – und springen fröhlich mit, um die Delikatessen zu erwischen. Nachdem ihnen das gelungen ist, machen sie sich an den Mehlwürmern in einem Baumstumpf des Geheges zu schaffen. „Wir wollen unseren Tieren möglichst natürliche Bedingungen schaffen, in denen sie ihr Fressen bekommen“, erklärt Niekisch. „Die Quolls verlassen sich dabei als Nachtaktive besonders auf ihren Geruchssinn und durchpflügen den Baumstumpf fast mit ihrer Nase.“ Dass sie aber doch Zootiere sind, merkt man daran, dass die Quolls sich weder vom zeitweise eingeschalteten Licht in ihrem Gehege noch den Besucherscharen hinter der Glasscheibe beirren lassen. „In der Natur sind Quolls sehr scheu“, meint der Zoodirektor. „Da sie in einem Zoo aufgewachsen sind und natürliche Gefahrenquellen wie Jagd, Autoverkehr und andere Raubbeutler gar nicht kennen, werden sie sich unseren Besuchern wohl relativ häufig zeigen, sobald sie sich vollständig an die neue Umgebung gewöhnt haben.“ Dann werden in Frankfurt wohl auch immer mehr Menschen beim Stichwort Quoll mit „Süüß!“ statt einem verwirrten „Was?“ reagieren.