Psychische Erkrankungen

Depressionen ins Licht holen

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Noch immer sind Depressionen mit einem Stigma belegt. Betroffene leiden daher oft im Stillen. Die Arbeitsgruppe „Kirche und Depression“ bietet ab dem 19. Oktober eine Veranstaltungsreihe an, in der das Krankheitsbild aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet wird.

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Etwa jeder sechste Mensch leidet einmal im Leben unabhängig von Alter, Geschlecht oder Schichtzugehörigkeit unter Depressionen. Depression ist eine häufige Erkrankung und trotzdem haftet ihr immer noch ein Stigma an, und so verstecken viele Betroffene ihre Erkrankung und deren Symptome vor Angehörigen, Freund*innen und Kolleg*innen. Zum Teil hat das fatale Folgen: Bei einer unbehandelten Depression können sich die Symptome verschlechtern; schlimmstenfalls endet sie im Suizid. Zum World Mental Health Day am 10. Oktober riefen Prominente zu mehr Aufmerksamkeit für die psychische Gesundheit und mehr Akzeptanz für psychisch Erkrankte auf, damit diese sich schneller Hilfe holen können.

Doch woher weiß man, ob man depressiv ist? Ist die Stimmung über mindestens zwei Wochen auffällig gedrückt, verliert man das Interesse und die Freude und ist zudem ständig ermüdet, so kann das auf eine depressive Episode hindeuten. Eine Depression liegt vor, wenn neben diesen Hauptmerkmalen mindestens noch fünf weitere Symptome auftreten. Dazu gehören Schlafstörungen, Appetitverlust oder eine Gewichtszunahme, Konzentrationsschwierigkeiten, Unruhe oder Gereiztheit. Mithilfe von Fragebögen lässt sie sich ebenfalls diagnostizieren. Dennoch wird eine Depression vom Hausarzt nur in der Hälfte der Fälle erkannt. Oft wird die Diagnose deshalb spät und erst vom Facharzt gestellt. Darüber hinaus vermutet man ein großes Dunkelfeld an Betroffenen.

Aufklärungsbedarf herrscht also weiterhin. Deshalb widmen sich jetzt gleich zwei Organisationen vermehrt diesem Thema: So lädt die Frankfurter Arbeitsgruppe „Kirche und Depression“ zu einer Themenreihe ein, die am 19. Oktober startet. Die Veranstaltungsreihe unter dem Titel „Nur noch Kummer, Trauer, Dunkelheit?“ findet dieses Jahr bereits zum fünften Mal statt. Unter anderem wird es Vorträge mit Einblicken in das Krankheitsbild der Depression und zu den Themen Depression und Migration und dem Verständnis und dem Umgang mit Depressionen in unterschiedlichen Kulturen geben.

Dass der Fokus der Reihe besonders auf Migration liegt, hat Gründe: So leiden Menschen mit Migrationshintergrund deutlich häufiger an Depressionen. Auch das Suizidrisiko in dieser Gruppe ist erhöht. Eine vom Bildungsministerium geförderte Studie von 2009 fand heraus, dass etwa doppelt so viele 16 bis 20-jährige Frauen mit Migrationshintergrund Selbstmord begehen wie gleichaltrige Frauen ohne Migrationshintergrund.

Das Amt für multikulturelle Angelegenheiten hat nun auch deshalb eine Broschüre zur Suizidprävention herausgebracht. Sie soll dabei helfen, Hemmschwellen der von Depression und anderen psychischen Erkrankungen Betroffenen abzubauen und bietet passende Kontakte zu Ansprechpersonen. In Frankfurt nehmen sich jährlich etwa 90 Menschen das Leben. Bei 1800 Personen bleibt es beim Versuch, doch dieser erhöht das Risiko für einen vollendeten Suizid dramatisch.

>> „Kirche und Depression“, Oktober bis Dezember 2019, verschiedene Orte in Frankfurt.


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