„Neustarter“ will einen neuen Ansatz für die Jobsuche bieten. Regelmäßiges Lauftraining soll gerade Langzeitarbeitslose wieder motivieren, danach folgt ein Bewerbungstraining – und zum Schluss hoffentlich der neue Job.
Christina Weber /
Laufgruppen gibt es in Frankfurt viele. Und die sechs Hobbysportler, die zweimal pro Woche gemeinsam das Mainufer entlang joggen, wirken genau wie jede andere dieser Gruppe. Allerdings gibt es hier einen entscheidenden Unterschied – sie sind Teil des Projekts „Neustarter“. Das Start-up hat Thorsten Jodaitis, selbst begeisterter Läufer, gegründet. Ziel ist es, Langzeitarbeitslosen durch regelmäßigen gemeinsamen Sport wieder zu mehr Struktur und Motivation zu verhelfen. „Ich bin überzeugt davon, dass Laufen hier helfen kann“, so der Gründer. Das ist allerdings nur der erste Teil des Programms. Im zweiten Schritt bekommen die Teilnehmer ein individuelles Bewerbungstraining von einem Profi. Dieses Angebot steht jedoch nur denjenigen zur Verfügung, die Disziplin gezeigt und mindestens an 90 Prozent der Läufe teilgenommen haben.
„Mir hilft das Projekt sehr. Ich fühle mich in der Gruppe wohl, hier kann man sich austauschen, weil wir alle in einer ähnlichen Situation sind“, so eine Teilnehmerin. „Wenn ich mit meinen früheren Arbeitskollegen rede, habe ich das Gefühl als 'Ladenhüter' angesehen zu werden, weil ich immer noch nichts gefunden habe“, sagt sie weiter. Daher möchte sie auch ihren Namen nicht in der Presse lesen. Sie komme aus der Reisebranche und sei nun seit vier Jahren auf der Suche nach einem neuen Job. Angebote hätte sie zwar – jedoch in ganz anderen Bereichen und zu einem sehr niedrigen Lohn. „Das möchte ich nicht.“ Daher setze sie auch große Hoffnung in das Bewerbungstraining – das beginnt allerdings erst in einigen Wochen. Denn das Start-up ist vor rund fünf Wochen an der Start gegangen und die Gruppe befindet sich noch der reinen Lauf-Phase des Programms. Es stehen auch noch Plätze zur Verfügung, der Einstieg ist jederzeit möglich. Interessierte können sich bei Jodaitis melden, die Teilnahme ist kostenlos.
Erfolge sind auch schon zu verbuchen. Ein Teilnehmer musste wieder aussteigen – weil er eine neue Anstellung gefunden hat. „Aber das kann man wohl noch nicht wirklich auf 'Neustarter' zurückführen“, sagt Jodaitis. Eine weitere Neustarterin allerdings musste gerade einen Lauf-Treff absagen, weil sie ein Bewerbungsgespräch hatte. Aber auch rein sportlich sei schon viel passiert. Am Anfang joggten sie nur wenige Minuten und gingen die meiste Zeit. Inzwischen aber hätten sie die Lauf-Zeiten erheblich steigern können, erklärt Jodaitis stolz. Die Mitglieder diskutieren sogar schon über die Teilnahme an großen Läufen wie den J.P. Morgan Lauf.
Als Vorbereitung auf den zweiten Teil des "Neustarter"-Programms kam bei einem gemeinsamen Frühstück Karl Plückthun von der Diakonie zu Besuch. Er stellte das „Patenmodell“ vor, das das Bewerbungstraining ausrichten wird. Die Bewerbungstrainer sind Profis, die ehrenamtlich arbeiten. „Wir haben eine Vermittlungsquote von über 70 Prozent“, so Plückthun. Die Zeitspanne vom ersten Gespräch bis hin zur Vermittlung einer neuen Anstellung variiere aber stark – zwischen sechs Wochen und einem Jahr.
„Neustarter“ ist nämlich kein Programm, das vom Arbeitsamt angeboten wird. „Das ist auch gut so, ansonsten hätte ich gar keine Lust dazu“, sagt eine Neustarterin und alle pflichten ihr bei. Jodaitis hat alles selbst auf die Beine gestellt – und neben der Diakonie auch weitere große Unterstützer gefunden. So sponsert Adidas etwa allen Teilnehmern einen kompletten Satz Sportkleidung, inklusive Laufschuhe.