Für ihren Einsatz für den Schutz von Flüchtlingen erhalten in diesem Jahr José Palazón Osma und Maite Echarte Mellado den Menschenrechtspreis der Stiftung Pro Asyl. Die beiden Mitglieder der spanischen Menschenrechtsorganisation PRODEIN haben sich der Flüchtlinge angenommen, die an der spanisch-marokkanischen Grenze Gewalt ausgesetzt sind. Seit Jahren dokumentieren die beiden Menschenrechtler, zum Teil mit versteckter Kamera, die Übergriffe auf die Migranten aus Afrika. „Flüchtlingen wird der Zugang zu Schutz und Asyl verweigert, die Situation ist geprägt von Gewalt und dem unbarmherzigen Vorgehen der marokkanischen Regierung an der Grenze,“ sagt Günter Burkhardt, Geschäftsführer der Pro Asyl, die ihren Sitz in Frankfurt hat. Während die Problematik auf den kanarischen Inseln und im Mittelmeer immer wieder in den Medien präsent sei, sei die Situation in den spanischen Exklaven Melilla und Ceuta weniger bekannt. Die beiden Städte liegen an der marokkanischen Mittelmeerküste, gehören politisch jedoch zu Spanien. Zum Schutz vor illegalen Einwanderern, die aus schwarzafrikanischen Ländern versuchen, in eine der beiden Städte zu gelangen, sind sowohl Ceuta, als auch Melilla mit hohen Zäunen gesichert. Seit Ende 2005 kommt es vor allem an der Grenze zu Melilla immer wieder zu dramatischen Zwischenfällen.
Ein blutiger Höhepunkt wurde im Oktober 2005 erreicht, als mehrere hundert Flüchtlinge versuchten, die Grenzanlagen zu überwinden. Vierzehn Menschen kamen dabei ums Leben, einige von ihnen wurden erschossen. Vermutet wird, dass marokkanische Grenzschützer hinter den Erschießungen stehen. Der Vorfall ist jedoch bis heute nicht völlig aufgeklärt worden.
„In der Zwischenzeit haben die spanischen Behörden die Grenzen verstärkt. Drei 6 Meter hohe Zäune stehen hintereinander, zwischen den Zäunen befindet sich ein Geflecht aus Drahtseilen, beim Berühren treten zusätzlich Pfefferspray und Tränengas aus. Die Zäune sind mit Natostacheldraht gesichert,“ sagt José Palazón Osma. „Auf marokkanischer Seite halten Soldaten Wache und schießen mit scharfer Munition. Immer wieder liegen Leichen am oder im Zaun,“ so Palazón Osma weiter. Nach offiziellen Angaben gäbe es pro Jahr etwa 12 Todesfälle an der Grenze. Die Organisation PRODEIN gehe jedoch von etwa 30 bis 50 Toten pro Jahr aus.
Die Menschenrechtler sind sich einig: Der Schutz der Opfer und Maßnahmen gegen die unmenschlichen Grenzanlagen kann nur erreicht werden, wenn die Öffentlichkeit auf die Anlagen aufmerksam wird und gemeinsam Druck auf die jeweiligen Regierungen ausgeübt wird. „Wir freuen uns inzwischen auch schon über ganz kleine Verbesserungen,“ sagt Burkhardt. So hätten es die Menschenrechtsorganisationen zumindest geschafft, dass von Seiten Marokkos nicht mehr mit scharfer Munition auf die Flüchtlinge geschossen werde, sondern zur Zeit nur noch Schrotflinten eingesetzt würden. „Die sind – auf einige Entfernung angewendet – immerhin nicht tödlich,“ so Burkhardt.
Der vom Preisträger José Palazón Osma gedrehte Film „Zusammenprall der Zivilisationen“ wird am Montag, 10. September, 19.30 Uhr im Caritasverband Frankfurt, Rüsterstr. 5, gezeigt. Im Anschluss findet eine Podiumsdiskussion statt.Text: Janine Denne / Bild: Prodein