Marbach erhält Suhrkamp-Archive

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Jasmin_Takim /

Die Archive der Verlagsgruppe Suhrkamp sollen in das Deutsche Literaturarchiv Marbach kommen. Noch in diesem Jahr sollen die Archive der Verlage Suhrkamp und Insel mit Manuskripten und Korrespondenzen berühmter Schriftsteller wie Ingeborg Bachmann, Peter Handke, Martin Walser, Max Bord, Paul Celan, Hermann Hesse und Ricarda Huch in die Stadt am Neckar gebracht werden. Das teilte der Verlag mit Hinweis auf einen Vorvertrag mit. Damit soll jedwede Gefährdung der Bestände durch mehrfachen Transport oder provisorische Lagerung ausgeschlossen und für optimalen Erhalt gesorgt werden. Der Verlag erwartet darüber hinaus auch, dass das Archiv das Material zügig erschließt und der Forschung und Öffentlichkeit zugänglich macht. Die Archive der Verlagsgruppe sind so der Verlag von besonderer literaturwissenschaftlicher und geistesgeschichtlicher Bedeutung. So stelle das Suhrkamp Archiv einen wesentlichen Bestandteil des geistigen Erbes der BRD dar, das Inselarchiv reiche bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts zurück. Für die Marbacher Experten sei diese Erwerbung allenfalls mit der Übernahme des wichtigsten Archivs des 19. Jahrhunderts, des Archivs der Cottaschen Verlagsbuchhandlung, 1952 vergleichbar.

Das Präsidium der Goethe-Universität hat dem Deutschen Literaturarchiv Marbach bereits zum Erwerb des Suhrkamp-Archivs gratuliert, obwohl die Unio Frankfurt selbst an den Archiven interessiert war. "Beide Institutionen haben in den vergangenen Monaten mit Leidenschaft um dieses bedeutende Erbe der deutschen und europäischen Geistes- und Literaturgeschichte gekämpft", erklärte Universitätspräsident Prof. Werner Müller-Esterl. "Beide Seiten hatten eine massive öffentliche und publizistische Unterstützung und gute Argumente für die jeweils eigene Position." So seien es erst Wissenschaftler der Goethe-Universität gewesen, die aus dem 2002 in Umzugskisten angelieferten großen Mengen ungeordneten Materials aus den Kellern der Frankfurter Lindenstraße, das sich zum Teil in einem konservatorisch bedenklichen Zustand befunden habe, überhaupt ein Archiv geformt hätten, das diesen Namen verdient. "Unter Leitung unseres Archivars Wolfgang Schopf und unserer Wissenschaftler wurde großartige Arbeit geleistet", betonte der Präsident. Aus dem Archiv seien inzwischen hochrangige Publikationen, eine ganze Reihe von viel beachteten Ausstellungen und wissenschaftlichen Projekten hervorgegangen. "Natürlich bedauere ich sehr, dass die Goethe-Universität am Ende nicht zum Zuge gekommen ist, obwohl wir dem Verlag ein ausgezeichnetes Angebot gemacht haben", so Müller-Esterl. Mit dem Suhrkamp-Archiv gehe Frankfurt ein großer intellektueller und kultureller Schatz verloren. Er sei weiterhin davon überzeugt, dass ein Archiv von diesem Rang nicht aus dem geistigen und kulturhistorischen Entstehungszusammenhang herausgerissen werde dürfe. Die Universität hätte gern die einmalige Chance genutzt, ein solches Archiv in einem lebendigen Lehr- und Forschungskontext weiter zu erschließen. Müller-Esterl zeigte sich gleichwohl zuversichtlich, dass die Goethe-Universität dank einer geplanten Kooperation mit dem Deutschen Literaturarchiv Marbach auch weiterhin in der Lage sein werde, das Archiv wissenschaftlich auszuwerten. Beide Seiten hätten bereits gestern erste konkrete Vereinbarungen getroffen.


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