Kein Friedhof der Kuscheltiere

Die Teddy-Klinik wird fünf!

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Bei der diesjährigen, dreitätigen Teddy-Klinik-Aktion zeigten 100 Medizin-Studenten der Uni-Klinik Kleinkindern, dass der Doktor gar nicht so böse ist, wie man denkt. Anhand kranker Kuscheltiere.

Yohana Gebrihiwet /

Kinder haben bekanntlich Angst vor dem Doktor. Vielleicht nicht alle, aber der Lieblingsort für die Kleinen ist die Arztpraxis vermutlich in keinem Fall. Um den Kindern die Angst vor dem Arztbesuch zu nehmen und ihr Bewusstsein für Gesundheit zu wecken, entstand 2008 die Teddy-Klinik, die ihren Ursprung in Skandinavien hat, im Frankfurter Universitätsklinikum mit Unterstützung des gemeinnützigen Vereins Kinderhilfestiftung. Die Resonanz war bereits im Debütjahr erfreulich groß und seitdem wächst sie stetig. Dieses Jahr erwarten die 100 „Teddy-Docs“, die allesamt Studenten der Medizin in Frankfurt sind, etwa 1300 Kinder, die vom 9. bis zum 11. Mai ihre Kuscheltiere in die Teddy-Klinik bringen. So viele Kinder! Das sind etwa 70 Kindergartengruppen aus den verschiedensten Kindertagesstätten in Frankfurt. Einige Gruppen kommen sogar zwei Mal. Maja Krause, Viertsemestlerin und Mitglied des Organisations-Teams erzählt, dass die Teddy-Docs aus allen Semestern rekrutiert werden. In einer Vorlesung wird ihnen das Prozedere erklärt und dann kann es eigentlich schon losgehen. Es geht nicht wirklich um medizinisches Wissen, so sind auch alle Erstsemestler eingeladen zu helfen. Es geht um Einfühlsamkeit gegenüber Kleinkindern und um Geduld.

Doch wie sieht so ein Tag aus in der Teddyklinik? Vor dem Gebäude 28 sind zahlreiche Kindergartengruppen versammelt. Jedes Kind hat sein Kuscheltier in der Hand. Es wird getobt und die Hasen, Hunde und andere Plüschtiere werden in die Luft geschmissen. Man hört Sätze wie „Mein Tabaluga hat den Baum berührt!“ und „Gott sei Dank, gehen sie jetzt zum Arzt!“. All diese Kinder warten auf den Arztbesuch und wirken sehr entspannt. Die Entspannung rührt wahrscheinlich daher, dass nicht sie es sind, die behandelt werden, sondern ihre Kuscheltiere, die von den Kleinen als „Eltern“ zum Arzt gebracht werden. Ist man endlich an der Reihe, füllt man für sein Plüschtier ein Anamnese-Blatt aus. Wie beim Arzt darf man danach im Wartezimmer Platz nehmen. Im Praxisbereich gibt es zwei Operationsräume, in dem die Tiere behandelt werden und sogar ein Röntgengerät wurde eigens von einer Studentin gebastelt. „Röntgen, das ist ein Foto von innen und tut gar nicht weh“, wird den Kindern vom Teddy-Doc erklärt. Die Kinder selbst dürfen, wenn es schlecht um das Tier steht, mit in den OP-Raum, in steriler Kleidung versteht sich. Mit dem Mundschutz und dem Kittel fühlen sich die Kinder in ihrer Beobachterrolle besonders wohl.

Natürlich werden alle Plüschtiere, ob sie einen Verband bekommen oder in den OP müssen, wieder gesund. Die Diagnosen und Therapievorschläge werden von den Kindern gut angenommen. Die 5-jährige Leonie erzählt, dass ihr Teddy, dessen Namen sie vergessen hat, an Scharlach leidet, „aber wir kriegen ihn bald wieder gesund“, verkündet sie fröhlich. Nach der Behandlung bekommt jedes Kind eine Tüte mit Obst mit Informationen über die enthaltenen Vitamine. Hier spielt Geduld eine große Rolle, denn 1300 Kindern zu erklären, was im Apfel oder in der Orange steckt, ist sicherlich nicht einfach für die jungen Studenten.


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