Nachdem die Deutsche Post bereits 2018 die Preise für Büchersendungen deutlich erhöht hatte, hat das Unternehmen für den 1.7. erneut Preissteigerungen angekündigt. Dagegen wehrt sich der Börsenverein des Deutschen Buchhandels und beschwert sich beim Bundeskartellamt.
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Die deutsche Post hat für den 1. Juli erneut Preissteigerungen von bis zu 60 Prozent angekündigt. Zudem sollen die Maße für das Format der Büchersendung verringert werden, sodass rund ein Drittel der bisher versendeten Bücher nicht mehr als Büchersendung gelten kann. Dies hätte große Nachteile für Buchhändlerinnen und -händler und Verlage, denn diese müssen dadurch ihre Ware gezwungenermaßen zu höheren Preisen verschicken. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels hat dagegen nun Beschwerde beim Bundeskartellamt eingereicht. Nach Auffassung des Verbands missbraucht das Unternehmen mit seinen erheblichen Preiserhöhungen zum 1. Juli seine marktbeherrschende Stellung beim Versand von Büchern. Zudem diskriminiere der Versanddienstleister Buchhandlungen und Verlage, indem er Großkunden wie Amazon deutlich bessere Konditionen beim Versand von Büchern einräume. Denn die enorme Portoerhöhung und Quasi-Abschaffung der Büchersendung sei, so der Börsenverein, nur für Konzerne zu stemmen, die gemischte Waren versenden können oder über andere Möglichkeiten der Kostenumlagerung verfügen.
Die Deutsche Post gefährde mit ihren deutlich verschlechterten Konditionen für Büchersendungen die Wettbewerbsfähigkeit der kleinen und mittelgroßen Buchhandlungen und Verlage und damit unmittelbar die Vielfalt des Buchmarktes. Der Börsenverein fordert deshalb das Bundeskartellamt auf, den Sachverhalt zu untersuchen und eine faire Marktsituation für alle Beteiligten zu schaffen, erklärt Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins. „Stationäre Buchhändlerinnen und -händler benötigen eine bezahlbare Möglichkeit, Bücher zu versenden, um sich gegenüber dem reinen Online-Handel zu behaupten. Für kleine und mittlere Verlage ist der Postweg elementar, um Bücher zu versenden, die im Buchhandel in der Breite nicht vorkommen“, so Skipis.
Starke Konkurrenz, starker Rückgang
Außerdem beklagt der Börsenverein, Amazon erhalte, nach Medienberichten, von der Deutschen Post erheblich vergünstigte Konditionen für den Versand von Büchern und anderen Waren, die dem Buchhandel nicht zugänglich seien. Dass der Buchmarkt stark zu kämpfen hat mit der Entwicklung des Onlineversands, wurde schon in der Vergangenheit deutlich. Immer wieder hatte der Börsenverein Beschwerde gegen Amazon eingelegt. Bereits 2014 warf der Verein dem Konzern vor, sich nicht an Preisbindungen zu halten – und bekam Recht vom Oberlandesgericht Frankfurt.
Und der Buchhandel scheint auch allen Grund zur Sorge zu haben, wie Zahlen und Erkenntnisse aus 2018 verdeutlichten. Erst im vergangenen Jahr äußerte sich Geschäftsführer Skipis zu dem Absatzrückgang wie folgt: „Wir haben Rückmeldungen aus den Verlagen und aus den Buchhandlungen bekommen, dass irgendetwas nicht stimmt.“ Daraufhin hatte der Börsenverein in seiner Wirtschafts-Pressekonferenz valide Zahlen vorgelegt, die zeigten, was genau da nicht stimmt: Von 2013 bis 2017 waren dem Buchhandel rund 6,4 Millionen Buchkäuferinnen und -käufer verloren gegangen. Allein von 2016 bis 2017 betrugt der Verlust an Kundinnen und Kunden 1,2 Millionen Euro. In Fokussierungs-Gruppendiskussionen mit Menschen, die früher viele Bücher gekauft haben und dies nun nicht mehr taten, kam ein weiterer starker Konkurrent für die Buchbranche zum Vorschein: der Streaming-Anbieter Netflix.