Das Geschäftsjahr 2014 war für die Hertie-Stiftung erfolgreich, dennoch soll das Profil geschärft werden. Neurowissenschaften, Bildung und Europäisches Zusammenleben bilden künftig die Schwerpunktthemen.
Christina Weber /
Der Rekord-Niedrigzins macht vielen Stiftungen zu schaffen, sind sie doch darauf angewiesen, ihr Kapital gewinnbringend anzulegen. Die Hertie-Stiftung, eine der größten ihrer Art, scheint sich vom fallenden Zinsniveau aber kaum beeindrucken zu lassen. 34,4 Millionen Euro erwirtschaftete die unternehmerisch ungebundene Stiftung 2014, etwa so viel im Vorjahr. „Fehlende Erträge konnten ausgeglichen werden“, so der stellvertretende Vorsitzende Bernd Knobloch. Das sei vor allem möglich gewesen, da sie in langfristige Anlagen investiert hätten. „Dadurch bekommen wir in den kommenden Jahren immer noch Erträge ausgeschüttet.“ Die Stiftung setze auch nicht auf Staatsanleihen und nur zu einem geringen Teil auf Aktien. Das Anlagevolumen beträgt insgesamt rund eine Milliarden Euro.
So konnten vergangenes Jahr 24,3 Millionen Euro für Projekte bereitgestellt werden. Das ist eine halbe Millionen Euro mehr als 2013. Dieses Geld soll nun überwiegend in Projekte zu drei Schwerpunkten fließen. Neurowissenschaften und Bildung standen bei der Hertie-Stiftung schon immer im Fokus, nun kommt das Thema Europäisches Zusammenleben dazu. „Wie immer werden wir die Themen selbst entwickeln und uns dann geeignete Partner suchen“, erläutert Vorstandsvorsitzender Frank Weise. Auf einem Innovationsforum sollen weitere Themenfelder ermittelt werden.
Andere Bereiche werden künftig kaum noch eine Rolle spielen – etwa Vereinbarkeit von Familie und Beruf. „Themen, die längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind, sind keine Stiftungsthemen mehr“, so Weise. Es werden wohl weitere Engagements der Stiftung nicht fortgeführt. Welche das sind, konnte Weise am Montag nicht beantworten. Das werde auf einer Vorstandssitzung in dieser Woche entschieden.
Altbewährtes bleibe aber auch im Portfolio – etwa Stipendien und Stiftungsprofessuren. Unter dem Titel „Start“ fördert die Hertie-Stiftung etwa Jugendliche mit Migrationshintergrund, mit dem Ziel, den Einstieg in Job oder Schule zu erleichtern. Viele Mittel stecke die Stiftung auch in die eigene Schule für Führungskräfte von morgen: die Hertie School of Governance. Die feierte gerade ihr zehnjähriges Jubiläum. Insgesamt schlägt die Sparte Bildung mit 8,5 Millionen Euro zu Buche.