Im Mousonturm ereignete sich gestern abend, wonach Presse und Öffentlichkeit seit Wochen hysterisch japsen: es regnete. Fast eineinhalb Stunden lang. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte: Die leichte Brise, die von der Bühne in den Zuschauerraum wehte, war so ungefähr das frischeste Ereignis des ganzen Abends. Meg Stuart/Damaged Goods EIRA waren zu Gast mit "Blessed", einer hybriden Arbeit zwischen Tanz, Performance und Installation, wie es sie zur Zeit so zahlreich gibt. Und in der unterschiedlichsten Qualität. "Blessed" ist schlichtweg langweilig und langatmig, setzt anstelle von Abstraktion lieber auf Fingerzeigende Deutlichkeit und erschöpft sein Geheimnispotenzial so allzu schnell. Der Performer Francisco Camacho bewegt sich in einem Pappbühnenbild aus einer Hütte, einer Palme und einem Schwan. Dem Programmheft nach ein Paradies in einem fernen Winkel der Erde, das er sich geschaffen hat, und das nun bedroht wird. Vom Regen, der der Palme die Blätter knickt und dem Schwan den Hals. Und dann robbt er als Obdachloser umher, dieser Exilant aus freiem Willen, und klaubt die feuchten Reste seines Paradieses zusammen. Utopisches blitzt da kaum auf, maximal die Sehnsucht nach einem Sommergewitter, das all dem Mummenschanz nachhaltig fortspült.