Er war Kunstfluglehrer, Rallyefahrer, Entwickler anspruchsvoller Chronometer und Begründer der Sinn-Uhrenmanufaktur. Bis ins hohe Alter galt Helmut Sinns Interesse den Zeitmessern. Am Valentinstag verstarb er.
Nicole Brevoord /
"Der Name Sinn hat einen Klang in der Uhrenbranche", sagte Helmut Sinn einst in einem Interview mit dem JOURNAL FRANKFURT, damals war er 91 und dachte noch lange nicht an einen Ruhestand. Der begeisterte Pilot, ein ehemaliger Kunstfluglehrer und Luftfahrtsachverständiger, hatte in den 50er- und 60er-Jahren eine neue Generation von Fliegeruhren entworfen. "Die bisherigen Modelle hatten doch erhebliche Nachteile", erzählte Sinn, denn sie seien schlecht lesbar gewesen und obendrein unzuverlässig. Heute steht der Name Sinn für hochwertige Chronografen, hochpräzise Zeitmesser, die im Direktvertrieb an den Kunden verkauft werden. Auch wenn Helmut Sinn am 14. Februar 2018 im Alter von 101 Jahren verstarb, sein Lebenswerk dauert an.
Sinn wusste nicht nur als Flieger, wie sehr man sich auf Technik verlassen können muss. 1953 nahm er mit einem porschemotorisierten VW-Käfer an der Rallye Algier-Kapstadt teil. Ein Hauch Abenteuer war immer dabei und auch die Faszination für das Uhrenhandwerk, das sich Sinn selbst aneignete. Er tüftelte, zeigte sich wissbegierig und werkelte, bis er mit der ersten Sinn-Uhr die Welt der Fliegerei begeisterte. 1994 verkaufte Sinn sein Unternehmen an Lothar Schmidt, der es bis heute erfolgreich führt.
Doch ohne Uhren ging es bei Helmut Sinn nicht. Er erwarb mit dem gewonnenen Geld die Schweizer Uhrenmanufaktur Guinand, unter deren Namen nun wieder die berühmten Fliegeruhren gefertigt werden. Durch den Direktvertrieb und den Verzicht auf Werbung gelang es bei hoher Qualität doch vergleichsweise günstige Uhren anzubieten. „Eine Uhr muss funktionieren“ und „so präzise wie möglich aber nur so teuer wie nötig“, waren Sinns Devisen.
Nach kurzer Krankheit ist der Fliegeruhr-Pionier, ein Querdenker und Visionär, in seinem 102. Lebensjahr verstorben. Die Guinand GmbH teilt zum Abschied auf der Homepage mit: Wir sind betroffen über den Verlust, denn wir hatten noch das eine oder andere Projekt mit ihm zusammen geplant – schließlich wollte er 103 Jahre alt werden. Diese Zeit war Helmut Sinn denn doch nicht mehr vergönnt.