Der Traum vom Fliegen hat die Menschheit schon immer angetrieben. Im Terminal 2 des Frankfurter Flughafens zeigt das Naturmuseum Senckenberg in einer Schau die "Evolution des Fluges". Vom Saurier bis zum Jumbo.
Nicole Brevoord /
Der Traum vom Fliegen hat die Menschheit schon immer bewegt. Was heute in Form von Flugzeugen und Hubschraubern alltäglich ist, bedurfte einer langen Entwicklung. Viel weiter war da seit jeher die Natur, von der sich die Menschen einige Flugtechniken abschauten. Über die „Evolution des Fluges“ weiß seit Donnerstag eine kleine aber vielschichtige Dauerausstellung am Frankfurter Flughafen zu berichten. In Kooperation mit dem Naturmuseum Senckenberg, das im Jahr 2017 seinen 200. Geburtstag begeht, zeigt die Fraport im Terminal 2 – unmittelbar am Bahnhof der Skyline – anhand von zwei „Sciencecubes“, also zwei Vitrinenwürfel, welche Flugtechniken in der Natur vorkommen und wie die Menschen versuchten, davon zu lernen. Tiermodelle, verschiedene Exponate, Schautafeln in Englisch und Deutsch, sowie diverse Filme ermöglichen es Fluggästen mit wenig Zeit ebenso wie den eher entspannten Flughafenbesuchern binnen Kürze, sich mit dem Fliegen auseinander zu setzen. Drei Highlights sind die lebensgroßen, aufwendig gefertigten Nachbildungen von Schwimm- und Flugsauriern, die von der Decke des Terminals hängen.
Auf zwei Jahre ist die Dauerausstellung vorerst angelegt. Laut Fraport-Terminalmanager Pierre Dominique Prümm ist die Schau ein Angebot für die täglich rund 220 000 Passagiere, sich auf ansprechende Weise die Zeit zu vertreiben, ihre Reise also schon im Terminal zu beginnen. Gleichzeitig wolle die Fraport sich auch zum Standort bekennen und arbeite daher gerne mit dem Naturmuseum zusammen, das weit über die Stadtgrenzen hinaus strahle. Für den Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft Volker Mosbrugger und die Mitarbeiter der Gesellschaft gehört Fliegen dazu. „Wir sind in 150 Ländern aktiv“, sagt der Museumsleiter. Schön die Ikarussage erzähle von den Versuchen zu fliegen, Leonardo da Vinci habe auf dem Papier Flugkonstruktionen erdacht, die sich aber nur schwer umsetzen ließen. Wo Insekten schon vor 400 Millionen Jahren flogen, da schaffte es der Mensch erst vor etwas über 100 Jahren halbwegs flugtauglich zu sein. Fliegen sei dabei gar nicht immer gleich, sagt Mosbrugger. So seien die Reptilien eher Gleitflieger gewesen, im Unterschied zum Flugmodus der Vögel und den der Fledermäuse. Außerdem gebe es Wesen, die fliegen unter Wasser, wie etwa Pinguine. „Die Natur ist ein kluger, intelligenter Baumeister und uns an vielen Stellen voraus. Ohne die Natur könnte der Mensch nicht überleben“, sagt Mosbrugger.
Philipe Havlik von der Senckenberg Gesellschaft hat die Ausstellung konzipiert. Es sei etwas anderes, ob die Menschen wissbegierig ins Museums strömten oder sich nebenbei bei aller Hektik am Flughafen mit Informationen berieseln lassen würden. „Wir haben versucht, die Informationen in kleinen, handlichen Häppchen darzubieten.“ Wer sich intensiver mit der Thematik befassen wolle, der könne über einen QR-Code auf eine Website gelangen und gegebenenfalls auch noch am Gate mehr über die Evolution des Fluges erfahren. Aber auch in der Schau selbst erfahre man, warum sich die Flügel eines Meeressauriers und die Tragflächen einer Boeing ähneln, warum die Flugtechnik der Fledermäuse sich vom Menschen nicht kopieren ließ und was ein Tintenfisch mit einer Rakete gemeinsam hat.
Imposant ist das sieben Meter lange Meeressaurier, der am Eingang der Ausstellung von der Terminaldecke hängt. Der Liopleurodon Rossicus sei vor 160 Millionen Jahren der größte Fleischfresser der Jurameere gewesen, ähnlich wie heute ein Killerwal. „Mit dem hätte man keine Bekanntschaft machen wollen“. Aber trotz der Größe flatterte der Saurier durchs Meer. Im Gegensatz dazu fand man die Flugsaurier Pteranodon mit der 7-Meter-Spannweite dann eher in der Luft ebenso wie den Tupandactylus, der neben den Flügeln vor allem durch sein Segel am Kopf auffällt. Durch Fossilienfunde wisse man, dass das Tier wirklich so ausgesehen haben muss. Nur wozu das das Segel taugte, ob es zur Flugrichtung, zur Regelung der Temperatur oder nur aus Imponiergehabe genutzt wurde, das sei unklar. Faszinierend sind die drei Saurier, deren Modelle in bis zu vier Monate dauernder Arbeit von fünf Leuten hergestellt wurden allemal. Sie wiegen zwischen 50 und 150 Kilogramm und bestehen aus einem Glasfaserkunstharzverbund. Warum die Ausstellung nicht so groß werden konnte, wie man sich das anfangs vielleicht erwartet, kann Havlik auch erklären: Die Fläche, auf der die Ausstellung zu sehen ist, bestehe aus Flucht- und Betriebswegen, der Brandschutz habe bestimmte Einschränkungen ergeben. Daher habe man all die Informationen komprimieren müssen. Sehenswert ist die für die Besucher kostenlose und rund um die Uhr geöffnete Ausstellung auf jeden Fall, vor allem, wenn man nach der naturwissenschaftlichen Theorie dann auch die Umsetzung in die Praxis von der Besucherterrasse aus im Terminal 2 beobachten kann. Vielleicht kann man dann eher verstehen, wie so eine tonnenschwere Maschine scheinbar so leicht abheben kann.