Altern im Stadtteil

Wer alt ist, muss nicht einsam sein

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Über zwei Jahre haben Forscher der Goethe-Universität alte Menschen zu ihrer Wohn- und Lebenssituation befragt, um herauszufinden, welche Umstände für das Wohlbefinden der älteren Bewohner wichtig sind.

ges/rom /

Wie erleben ältere Menschen ihr Altern im Quartier und wie kann der Prozess des Alterns in Zukunft gestaltet werden? Diesen Fragen ging Frank Oswald, Stiftungsprofessor der interdisziplinären Alternswissenschaft an der Goethe-Universität, in zwei Jahre währender Forschungsarbeit auf den Grund. Unterstützt wurde die Studie von der BHF-Bank-Stiftung. In Gesprächen mit fast 600 Frauen und Männern zwischen 70 und 89 Jahren, kam er vor allem zu einer Erkenntnis: „Wer alt ist, muss nicht einsam sein“.

Die Studie umfasste die Stadtteile Bockenheim, Schwanheim und die Nordweststadt, die repräsentativ für innenstadtnahe, eher dörflich strukturierte und solche Stadtteile sind, die eher einen Siedlungscharakter aufweisen. Die Studie zeigt, dass sich ältere Menschen ihren Quartieren sehr verbunden fühlen. Neben der eigenen Wohnung ist vor allem das direkte Umfeld wichtig. Dazu passt auch, dass viele der Aktivitäten außer Haus stattfinden. 54 Prozent aller Wege, ob sie dem Einkaufen, der Erholung oder dem sozialen Austausch dienen, werden zu Fuß zurückgelegt. Bei den 80- bis 89-Jährigen sind es sogar 58 Prozent. Die Bockenheimer sind nach dieser Umfrage am häufigsten zu Fuß unterwegs, die Schwanheimer am wenigsten.

Das Ergebnis zeigt jedoch auch die Notwendigkeit, dass zentrale Plätze, Cafés und Geschäfte barrierefrei erreichbar sein müssen. Besonders in der Nordweststadt gibt es zu viele Hindernisse, die beseitigt werden sollten. Um eine effektive Stadtteilgestaltung gewährleisten zu können, empfiehlt Professor Oswald, dass ältere Menschen stärker in die Planung mit einbezogen werden. Und genau an dieser Stelle soll die Studie mit der Praxis verknüpft werden. Dietmar Schmid, der Vorstandsvorsitzende der BHF-Bank-Stiftung, betont, das Forschungsprojekt „ist ein Signal für die Stadt und andere Verantwortliche“. In den kommenden 15 Monaten will das Studien-Team eben diese Verantwortlichen ansprechen und Vorschläge machen, welche Änderungen Vorteile für die älteren Stadtteilbewohner schaffen könnten. Sei es, dass im Nordwestzentrum die Öffnungszeiten an den Wochenenden ein wenig geändert oder zum Beispiel ein paar Parkbänke an besonders häufig genutzten Wegstrecken aufgestellt werden. Mit teils kleinen Kniffen ließe sich der Wohlfühlfaktor der Senioren in ihrem Stadtteil schon merklich verbessern. Das müsse nicht einmal unbedingt teuer sein.
Rentner leben im Durchschnitt bereits seit 45 Jahren in ihrem jeweiligen Stadtteil und betrachten Veränderungen kritisch und differenziert. Sie sind vor allem auch Liebhaber ihrer Umgebung und brauchen das Gefühl, sich versorgt, sicher, aufgehoben und zuhause zu fühlen. Mit dem Alter wächst das Einsamkeitsrisiko. Ein aktives Teilhaben am Leben und sozialer Austausch wirken dem entgegen. Auch deshalb sollte älteren Menschen die Möglichkeit gegeben werden, aktiv an der Gestaltung ihres Quartiers teilnehmen zu können. Es trägt nachweislich zum Wohlbefinden bei, wenn sie sich einbringen können und mitbekommen, was passiert.

Bereits von 2003 bis 2008 finanzierte die BHF-Bank-Stiftung eine Professur für Gerontopsychiatrie an der Goethe-Universität. Seit 2009 gibt es die Stiftungsprofessur für interdisziplinäre Alternswissenschaft. Diese Professur vernetzt und bündelt kultur-, sozial- und lebenswissenschaftliche Forschung und soll an der Universität noch weiter ausgebaut werden, um die Studien über das Leben im Alter weiter zu stärken.


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