20 000 Euro fehlen zur Eurorettung

"Der Euro muss grundsaniert werden"

Favorisieren Teilen Teilen

Die Euro-Skulptur von Ottmar Hörl, die seit mehr als 13 Jahren am Willy-Brandt-Platz steht, soll abmontiert werden, um binnen einer Woche rundumerneuert zu werden und mit LED-Technik versehen wie neu zu erstrahlen.

Nicole Brevoord /

Sie sollte Werbung für die neue Währung machen und das geeinte Europa symbolisieren. Uneins indes war sich stets die Frankfurter Bevölkerung ob der unübersehbaren 14 Meter hohen Euro-Skulptur von Ottmar Hörl, zu der es früher ein Pendant am Flughafen gab: Ist das Kunst oder nur dem Mammon verschriebene Leuchtkastenreklame? Seit 2001 steht die 350 000 Euro teure Skulptur jedenfalls vor dem Eurotower am Willy-Brandt-Platz am Eingang zum Anlagenring und ist ein bei Touristen sehr beliebtes Fotomotiv. Selbst das Wall Street Journal hat schon über das 50 Tonnen schwere Gebilde berichtet, auch über dessen desolaten Zustand. Viele Demonstrationen, etwa Occupy, und Gewaltausbrüche hat die Skulptur miterlebt, diverse Male musste mindestens ein Stern der insgesamt zwölf Sterne, die das Eurozeichen umrahmen, erneuert werden. „Oft war es der, der für Griechenland steht“, sagt Manfred Pohl, Vorstandsvorsitzender des gemeinnützigen Vereins Frankfurter Kultur Komitee (FraKK). Die Skulptur wurde bemalt, beklebt und zerkratzt. „Der Euro muss grundsaniert werden,“ sagt daher Pohl und hat einen Spendenaufruf gestartet. Damit die Skulptur Anfang Juli aufgehübscht und modernisiert werden kann, fehlen nun noch 20 000 Euro. 60 000 Euro waren insgesamt für die Sanierung veranschlagt. Zu den finanziellen Unterstützern gehören unter anderem die Europäische Zentralbank, die Deutsche Bundesbank und die ING DiBa. Somit sind auch Ideen vom Tisch, die Skulptur abzuschaffen. Es hatte sogar Angebote gegeben, sie in Paris an der Champs-Elysées aufzustellen, ein Berliner wollte sie gar zur Zierde in den Garten stellen. Da die Bankenaufsicht in dem von der EZB angemieteten Eurotower untergekommen ist, hat der jetzige Standort jedoch weiterhin seine Berechtigung. Während der einstige EZB-Präsident Jean-Claude Trichet die Skulptur laut Pohl ins Ostend an den Neubau versetzen wollte, war sein Nachfolger Mario Draghi wohl nicht mehr für die Idee zu begeistern. Nun ist der Fortbestand am alten Standort aber gesichert.

Gemeinsam mit Frankfurter Handwerksbetrieben soll die Skulptur im Sommer binnen einer Woche auf Vordermann gebracht werden Der Verein hat dazu die Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main, die Industrie- und Handelskammer, die Main Licht GmbH, die Philipp-Holzmann-Schule und die Landesinnung des Gebäudereiniger-Handwerks mit ins Boot geholt. Die Reinigung der Skulptur, der Einsatz neuer robusterer Fassadenteile und die Umrüstung der Beleuchtung mit LED-Leuchten, die den Energieverbrauch um 80 Prozent senken sollen, ist also gewährleistet und die Schüler der Holzmann-Schule können bei alledem auch noch etwas Handwerkliches lernen. Die derzeitigen Stromkosten für die Skulptur belaufen sich auf 12 000 Euro im Jahr. Das liegt an den 320 Leuchtstoffröhren, die darin laut Timo Kirsten, Geschäftsführer von Main Licht, verbaut wurden. Doch auch wenn die Stromkosten künftig sinken werden, Manfred Pohl rechnet weiter mit jährlichen Instandhaltungskosten von 20 000 bis 30 000 Euro im Jahr. Spenden werden also auch nach der Sanierung willkommen sein. Geplant ist auch, dass an der Skulptur eine Tafel angebracht wird, mit der Geschichte des Kunstwerks und mit den Namen der Förderer.

Die Skulptur soll, auch wenn sie abgebaut wird, vor den Augen der Frankfurter Bevölkerung erneuert werden und sie soll künftig ein Zeichen sein für die europäische Jugend, die den Fortgang Europas mitbestimmen wird. Im Herbst soll die Skulptur in einem symbolischen Akt an die Jugend Europas übergeben werden. „Europa und der Euro sind leider keine Selbstverständlichkeit mehr. Daher ist es umso wichtiger, der Jugend eine Stimme zu geben und ihre europäische Identität zu stärken", sagt Manfred Pohl.

>>Spendenkoto: Frankfurter Kultur Komitee e.V., IBAN DE16500700100097077200, BIC DEUTDEFFXXX

Nicole Brevoord
Nicole Brevoord
Jahrgang 1974, Publizistin, seit 2005 beim JOURNAL FRANKFURT als Redakteurin u.a. für Politik, Stadtentwicklung, Flughafen, Kultur, Leute und Shopping zuständig
Mehr von Nicole Brevoord >

Anzeige
Anzeige

Mehr Stadtleben-News

Anzeige
Anzeige

Ausgeh-Tipps

 
Anzeige
Anzeige

Kalender

Anzeige