An der Grube Messel wurde ein neues Besucherzentrum eingeweiht. Dort gibt es mehr zu sehen als das berühmte Urpferdchen, weiß unsere Reporterin zu berichten.
Julia Lorenz /
Joschka Fischer ist es zu verdanken, dass die Grube Messel heute zu dem ersten deutschen UNESCO-Weltnaturerbe gehört und nicht als Mülldeponie endete. 47 Millionen Jahre alte Schätze – einzigartige Fossilienfundstücke – wären förmlich vom Müll verschluckt worden. Aber dazu kam es ja glücklicherweise nicht. Und heute ist es endlich so weit: Die Grube Messel eröffnet ihr neues Besucherzentrum. Wo einst Uräffchen, Urpferdchen und Urfischchen glücklich und zufrieden miteinander lebten, steht jetzt ein rund 12 Millionen Euro teures Gebäude mit einer 870 Quadratmeter großen Erlebniswelt, die Einblicke in Lebensräume längst vergangener Zeiten gewährt und die Besucher mittels medialen Inszenierungen in die Schätze des Erdreichs eintauchen lässt. „Auch wenn die Besucher viele Fakten erhalten, wollen wir zuerst faszinieren, dann informieren“, so Marie-Luise Frey, Chefin des Welterbes Grube Messel. „Das Besucherzentrum ist kein Museum, sondern eine Kommunikationsplattform.“ Die Ästhetik sei wichtig und die Themen der Grube werden auf eine neue moderne Art und Weise vermittelt – anders als in einem Museum. Ziel der Ausstellung sei es, Informationen zur Grube und zu den Fossilienfunden auf einer spielerischen Ebene atmosphärisch erlebbar zu machen, ohne auf fundierte Fakten und die Wissenschaft zu verzichten. „Das wichtige ist auch der Ort, die Grube. Die ist authentisch und liefert die Verknüpfung zur Forschung“, erläutert Constanze Linke vom Architektenbüro landau + kindelbacher. Das neue Gebäude versinnbildlicht durch seine Form den Ölschiefer, das Highlight der Grube, weil er für die Erhaltung der uralten Tier- und Pflanzenwelt sorgte. Beim Rundgang durchwandert der Besucher vier Gesteinsschichten in Form von Themenräumen. Im ersten Raum „Landschaft“ wird die Entstehung der Grube thematisiert. Im Kino wird ein am Ort des Geschehens gedrehter Spielfilm vorgeführt. Am Kraterwall eines Vulkans findet sich der Besucher wieder im Raum zum Thema „Vulkanismus“. Und dann geht es ab in 433 Meter Tiefe – eine Bohrung wird simuliert und ermöglicht die Fahrt in die Welt der Gesteine. Im Regenwald-Raum – ja, vor 47 Millionen Jahren herrschten in unseren Gefilden tropische Temperaturen – machen die Besucher Bekanntschaft mit Urpferdchen, Halbaffen und Co. Und schon folgt das Herzstück der Ausstellung und das Ende des Rundgangs: Die Schatzkammer mit wertvollen fossilen Originalfunden. Wer dann immer noch nicht genug von vergangenen Zeiten hat, kann noch die Themengärten durchwandern und von den Aussichtspunkten auf der „Zeitbrücke“ und dem „Zeitblick“ seinen Blick über die Ausgrabungsstätte schweifen lassen. Das Besucherzentrum ist Montag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Erwachsene zahlen zehn Euro Eintritt, Kinder acht Euro.