Jährlich wird an junge, talentierte Künstler der ars viva-Preis vergeben. Das MMK Zollamt präsentiert in einer Sonderausstellung die außergewöhnlichen Werke der diesjährigen Preisträger.
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Bereits seit 1953 vergibt der Kulturkreis der deutschen Wirtschaft im BDI den ars viva-Preis an talentierte, in Deutschland wohnhafte Nachwuchskünstler. Jedes Jahr steht die Ausschreibung des Preises unter einem anderen Suchbegriff, der sich an aktuellen Entwicklungen der Kunst orientiert. Die diesjährige Vergabe stand unter den Schlüsselbegriffen „Wahrheit/Wirklichkeit“. Aus 59 Bewerbern wurden drei Künstler ausgewählt, die sich in ihren Werken eingehend mit der Untersuchung dieser Begriffe auseinandergesetzt haben. Jeder der Preisträger erhält 5000 Euro. Darüber hinaus ist die Auszeichnung mit drei Ausstellungen an namhaften Museen im In- und Ausland, der Herausgabe eines zweisprachigen Katalogs und einer Künstleredition verbunden.
Am überzeugendsten waren für die Jury die Arbeiten von Björn Braun, John Skoog und Adrian Williams. „Die diesjährigen Preisträger setzen sich in ihren Werken auf sehr unterschiedliche und feinsinnige Art und Weise mit der Relation des Individuums zur Welt auseinander. Sie geben individuelle Antworten auf die Frage, was eigentlich Wahrheit ist, und haben in ihrer künstlerischen Qualität überzeugt“, sagt Ulrich Sauerwein, der Vorsitzende des Gremiums Bildende Kunst im Kulturkreis der deutschen Wirtschaft zu der Entscheidung. Die erste Ausstellungsstation der Nachwuchskünstler war das Neue Museum Weimar. Vom 8. Februar bis 6. April präsentiert das MMK als zweite und vorletzte Station ausgewählte Werke, die extra für das Museum in Frankfurt angefertigt wurden. Im Sommer erhalten die drei Künstler die Möglichkeit, ihre Arbeiten in der Galleria civica d’arte moderna e contemporanea in Torino auszustellen.
Björn Braun beschäftigt sich mit Transformationsprozessen von Materialien. Seine Objekte, Collagen und Film- und Diainstallationen fragen nach Sinn, Form und Funktion von Gegenständen und kommen einer materiellen und gedanklichen Metamorphose gleich. Sein Beitrag für die Ausstellung im MMK umfasst sieben Betonabgüsse, die Braun von verschiedenen Landschaftsgemälden und Stillleben abgenommen hat. John Skoog arbeitet vor allem mit dem Medium Film. Seine Werke suchen nach Wahrheiten und Geschichten des alltäglichen Lebens. Sein Wandeln auf den Spuren der Erinnerungen von Menschen vereint Dokumentarisches und Fiktion. Sein im MMK zu sehender Film „Värn“ erkundet ein verfallenes Gebäude in Südschweden. Adrian Williams ist eine Geschichtenerzählerin. In ihrer Kunst verknüpft sie Texte mit Fotografien und performativen Aspekten. Ihre neueste Arbeit, die Performance „Once Removed“ thematisiert Liebe, Vertrauen, Tod, Verlust und Schmerz. Williams setzt sich mit der Machtlosigkeit gegenüber Krankheit und Tod auseinander und beschäftigt sich mit dem Willen zu Leben sowie die Macht und Möglichkeit selbst darüber bestimmen zu können.
Die Ausstellung im MMK zeigt auf eindrückliche Weise, wie eng Fiktion und Vorstellung mit der Untersuchung von Wahrheit und Wirklichkeit verbunden sind. Björn Braun, John Skoog und Adrian Williams verdeutlichen mit ihren beeindruckenden Werken, dass die Begriffe Wahrheit und Wirklichkeit untrennbar miteinander verbunden sind und doch Unterschiedliches meinen. Ihre Interpretationen von Realität, Tatsache, Erkenntnis, Erfahrung und Überzeugung sind künstlerisch überzeugend umgesetzt und ermöglichen eine neue, kreative Perspektive.