Hilary Hahn spielt Werke von Beethoven und Schostakowitsch in der Alten Oper. Parsifal von Richard Wagner feiert in der Frankfurter Oper Premiere und Kammermusik erklingt in Kronberg. Der Mai zeigt sich hochklassisch.
Sabine Maurer /
Hilary Hahn
Nicht verpassen: Die Stargeigerin Hilary Hahn kommt wieder nach Frankfurt. Zusammen mit dem hr-Sinfonieorchester unter der Leitung von Chefdirigent Alain Altinoglu spielt sie ein Violinkonzert von Ludwig van Beethoven und natürlich ein Werk von Dmitri Schostakowitsch – an dessen Musik kommt man 2025 wegen seines 50-jährigen Todestages kaum vorbei.
In der Alten Oper wird seine achte Sinfonie erklingen, laut Ankündigung „ein Werk von mächtigem Ernst“. Bei diesem Komponisten müsse man sich trauen, an die Grenzen der instrumentalen Möglichkeiten zu gehen, beschreibt Altinoglu. Das dürfte für die US-Amerikanerin Hilary Hahn kein Problem sein, deren Vorfahren übrigens aus der Pfalz stammen, und zwar aus Bad Dürkheim.
Aufgewachsen in Baltimore, hat sie wohl in dem Moment mit dem Geigespielen angefangen, als sie das Instrument einigermaßen sicher halten konnte. Schon im Alter von drei Jahren erhielt sie ihren ersten Geigenunterricht, mit sechs Jahren trat sie bereits öffentlich auf, mit neun Jahren begann sie mit dem Violine-Studium, und das alles, obwohl sie nicht gerne übte. Ein „Wunderkind“ also. Und ein Jahrhunderttalent, ihr virtuoses Spiel macht immer wieder sprachlos. Längst ist die mit drei Grammys ausgezeichnete Solo-Künstlerin, die auch schon im Vatikan auftrat, im Violin-Olymp angekommen.
Mit über 150 Dirigenten arbeitete die 45-Jährige bereits zusammen, sie spielt sich quer durch die Geigenliteratur der klassischen Musik. Und sie geht immer wieder neue Pfade jenseits der Klassik, etwa als Solistin des düsteren Soundtracks zum Mystery-Thriller „The Village“ und bei der Zusammenarbeit mit der Rockband mit dem ebenfalls düsteren Namen „…And You Will Know Us by the Trail of Dead“. Auch sehr ungewöhnlich: Sie lässt sich beim Üben filmen und veröffentlicht die Videos in den sozialen Medien. Die sind irgendwie beruhigend, denn sie zeigen: Ohne Mühe geht es auch bei Ausnahmetalenten nicht.
Info Hilary Hahn & hr-Sinfonieorchester Konzert, Ffm: Alte Oper Opernplatz 1 8.5., 19 Uhr 9.5., 20 Uhr Eintritt: ab 21 €
Parsifal feiert Premiere. Im Frankfurter Opernhaus wird das Werk in drei Akten von Richard Wagner in der Inszenierung von Brigitte Fassbaender aufgeführt. Seit dem Ende ihrer Gesangskarriere hat sie bereits bei über 100 Inszenierungen Regie geführt. Die musikalische Leitung dieser Neuproduktion hat Generalmusikdirektor Thomas Guggeis übernommen.
Zum Inhalt: Amfortas, König der Gralsritterschaft, hat den heiligen Speer, der unbesiegbar macht, verloren. Nur ein „reiner Tor, aus Mitleid wissend“, wie es heißt, vermag den Speer aus dem Besitz des Zauberers Klingsor zurückzugewinnen. Der „Tor“ ist schnell gefunden in Gestalt von Parsifal. Der Junge wuchs alleine mit seiner Mutter im Wald ohne Kontakt zur Außenwelt auf, er kennt noch nicht einmal seinen Namen.
Im zweiten Akt nähert er sich dem Zaubergarten von Klingsor. Doch der beobachtet ihn längst in seinem Zauberspiegel und fordert die geheimnisvolle Kundry auf, ihn zu verführen. Doch Parsifal entsagt und besiegt den Zauberer, nach jahrelanger Irrfahrt bringt er schließlich den heiligen Speer an einem Karfreitag zurück zur Gralsburg. Dort wird er der neue Gralskönig. In der Titelpartie des Parsifal ist der US-amerikanische Tenor Ian Koziara zu sehen und zu hören, seine Landsfrau Jennifer Holloway übernimmt den Part der verführerischen Kundry. Als Klingsor tritt der Bariton Ian Mac Neil auf, die Rolle des Amfortas hat Nicholas Brownlee übernommen – beide gehören seit Jahren zum Ensemble der Frankfurter Oper.
Die renommierte Kronberg Academy lädt wieder zu einem hochkarätigen Kammermusikfest ein, und zwar unter dem Motto „Alumni & Friends“. Etwa 30 frühere Studenten werden musizieren, mit dabei sind unter anderem der Pianist Martin Helmchen, Marie-Elisabeth Hecker (Cello) und William Hagen (Violine). Sie treffen auf aktuelle Studentinnen und Studenten der Akademie, und sogar einen Stargast gibt es: Dietmar Bär, bekannt durch seine Rolle als Freddy Schenk im Kölner Tatort.
Er tritt bei dem Konzert am 18. Mai auf und wird dabei aus Tolstois „Die Kreutzersonate“ zitieren. Schon vor dem Beginn des Musikfestes kann den Künstlerinnen und Künstlern gelauscht werden, denn bei den öffentlichen Proben am 9. Mai im Casals Forum sind Besucher ausdrücklich erwünscht. Insgesamt werden bei dem Fest acht Konzerte angeboten, jedes legt einen Fokus auf ein anderes Land.
So wird beim Eröffnungskonzert Musik der deutschen Komponisten Ludwig van Beethoven, Felix Mendelssohn Bartholdy und Johannes Brahms gespielt. Die Österreicher Wolfgang Amadeus Mozart, Franz Schubert und Anton Webern sind beim nächsten Konzert an der Reihe. Letzterer hat übrigens ein tragisches Ende erlitten. Er wurde vier Monate nach Ende des Zweiten Weltkrieges versehentlich von einem Soldaten der US-Armee erschossen. Die Umstände seines Todes wurden später von René Staar in einem Requiem mit dem Titel „Just an Accident?“ vertont.
Info Chamber Music connects the World Konzert Kronberg: Casals Forum Beethovenplatz 1 11.5., 18.15 Uhr 13.–17.5., 19.45 Uhr 18.5., 18.15 Uhr Eintritt: 25–45 €
Die gebürtige Hessin studierte BWL, mit dem Diplom in der Tasche machte sie zunächst ein Volontariat und sich danach als Journalistin selbstständig. Seit Frühjahr 2024 für die Klassikseiten im JOURNAL verantwortlich.