Vom Fernseher bis zum iPhone

Willkommen im Frankfurter Zimmer

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Die Frankfurter Küche kennt jeder. Aber was ist das Frankfurter Zimmer? Einen Eindruck davon, wie ein funktionalistisch gestalteter Haushalt aussehen könnte, gibt es derzeit im MAK. Und das ist nur der Anfang.

Gerald Schäfer /

Was haben ein iPhone und ein Braun-Fernseher aus den 1950er-Jahren gemein? Es gibt nur einen sichtbaren Knopf: Power an, Power aus. Das wichtigste Bedien-Element reicht für den gewöhnlichen Nutzer vollkommen aus. Statt mit komplizierter Herangehensweise locken die technischen Geräte mit moderner Einfachheit. Was das Team um Steve Jobs vor einigen Jahren mit seiner i-Reihe schuf, war streng genommen keine wirkliche Neuigkeit. Das simplifizierte Design von technisch anspruchsvollen Geräten wurde bei der damaligen Frankfurter Firma Braun vor knapp 70 Jahren zum Anspruch an das Produktportfolio erhoben. Verbunden ist diese Maßnahme vor allen Dingen mit einem Namen: Dieter Rams. Sein Name steht für Erfolg. Ob nun die Radio- und Schallplattenspieler-Anlage „Schneewittchensarg“ oder der Siegeszug des Braun'schen Rasierapparats: Die schlichte Eleganz des heute globalen Unternehmens trägt die unverkennbare Handschrift des Wiesbadeners.

Das Museum Angewandte Kunst (MAK) widmet sich ein ganzes Jahr lang Frankfurter und umländischer Design-, Typographie- und Architektur-Kunst. „Weniger, aber besser“ heißt die Ausstellung, die als sich stets wandelnder Raum im Raum konzipiert ist. Ein Ausspruch, den Rams zur Marschroute der Arbeit bei Braun erhob. Kein Nippes, kein Tand, stattdessen wohl strukturiert und pragmatisch: Willkommen im Frankfurter Zimmer! Was eine Ansammlung von geradem Design, geprägt von Schlichtheit und Funktionalität, ist inzwischen wieder hochmodern. Das MAK zeigt die Wiederentdeckung Ernst Mays, Dieter Rams, Ferdinand Kramers und anderen auf engstem Raum.

Das Design ist überwiegend schlank gehalten, die Technik und Kabel im Inneren der Geräte versteckt. Funktionell muss es sein. Ebenso wie die Frankfurter Küche scheint das Frankfurter Zimmer als Inbegriff des optimierten Fordismus. Bücherregale dienen der Aufbewahrung von Büchern. Die Typographie von Buchstaben bedarf keiner schnörkeligen Serifen. Es geht um die Lesbarkeit der Letter. Werbeplakate, Zeitschriften, Möbel, Tischlampen: „Weniger, aber besser“ bietet einen Überblick, der veranschaulicht, wie wegweisend und prägend Frankfurter Gestaltungskunst war und noch immer ist. Und das ist nur der Anfang.

Der Ausstellungsraum im Erdgeschoss des MAK wird sich auch nach dem 27. April 2014 (so lange ist „Weniger, aber besser“ noch zu sehen) weiterhin mit der Region auseinandersetzen. Geplant ist, jedem der einzelnen Designer und Architekten eine Einzelausstellung zu widmen. Für jeweils sechs Monate bekommen Besucher dann noch einen besseren Eindruck davon, was das „Neue Frankfurt“ im frühen 20. Jahrhundert verändert hat – und welche ästhetischen Elemente von damals heute vielleicht aktueller sind als je zuvor.


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