Foto: Jens Düppe (Mitte) mit seinem Quartett und Special Guest Francesco Bearzatti (links) © Mark-Steffen Göwecke
Jens Düppe beim „Jazz Connects Festival“

„Schlagzeug ist mehr als Bumm-Bumm“

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Im Rahmen des mehrtägigen „Jazz Connects Festivals“ kommt Schlagzeuger Jens Düppe am 2. Mai in die Frankfurter Romanfabrik – mit seinem Quartett und Special Guest Francesco Bearzatti am Saxophon.

Detlef Kinsler /

JOURNAL FRANKFURT: Zuletzt hat man Dich in Frankfurt im Duo mit der Sängerin Simin Tander gesehen, Dich in der Rolle als Schlagzeuger und Pianist zugleich. Am 2. Mai kommst Du mit Deinem Quartett plus Francesco Bearzatti als Gast. Was macht für Dich den Reiz unterschiedlicher Bandformate aus?
Jens Düppe: In verschieden Besetzungen zu spielen bedeutet, dass ich als Schlagzeuger jeweils auf ganz unterschiedliche Art musikalische Räume füllen kann und auch muss. Je nach Besetzung sind die Strukturen der Stücke dann auch ganz unterschiedlich und so hat mein Instrument eine stets wechselnde Funktion. Das ist spannend! Man muss sich ständig neu mit seinen Mit-Musikern und Mit-Musikerinnen in Beziehung setzen.

Hattest Du zuerst die Musik im Kopf und hast danach Deine Band komplettiert oder gab es zuerst das Personal und dann den Sound und die Stilistik?
Wenn man sehr lange mit dem gleichen Team arbeitet, hat man bei Entscheidungen und neuen Vorhaben alle „Player“ seines Teams automatisch mit im Kopf (das gilt nicht nur für die Musik, denke ich). So ist es auch bei mir mit meinen langjährigen Bandmitgliedern. Die künstlerischen Ideen sind neu und entstehen frisch, der charakteristische Klang der Band ist aber immer im Hinterkopf und leitet mich musikalisch bei der Entstehung von neuen Kompositionen. Das macht meiner Meinung nach letztlich die besondere Qualität jeder langjährigen Besetzung aus; es entsteht ein unverwechselbarer Bandsound.

„Christian Ramond ist einer der intuitivsten Musiker in Deutschland“

Es bleibt bei Deinem ganz speziellen Schlagzeugstil, der mitunter wie rituelle Trommeln klingt. Was macht Deinen Stil so besonders und wie interagiert er mit den Tasten von Pianist Lars Duppler?
Das freut mich natürlich zu hören, wenn die eigene Art zu spielen als persönlicher und wiedererkennbarer Stil wahrgenommen wird. Letztlich kann ich aber nur das über mein eigenes Spiel sagen, was mir von der Außenwelt gespiegelt wird. Was ich aber sagen kann, ist Folgendes: Was mich besonders fasziniert, sind die vielen verborgenen Klänge in einem Schlagzeug. Sie werden erst durch eine bestimmte Art des Spielens mit Stock, Besen, Hand oder anderen Utensilien aus ihrem Versteck hervor kommen und zum Klingen gebracht. Schlagzeug kann mehr als nur „Bumm-Bumm“. Anders als in meinem Solo Programm oder dem Duo mit Simin Tander spiele ich auf dem Album „ism“ kein Klavier; ab und an steuere ich ein paar elektronische Sounds bei. Alles Pianistische übernimmt Lars Duppler.

Am unauffälligsten mag man die Beiträge des Bassisten Christian Ramond empfinden. Das mag täuschen. Welche Rolle hattest Du ihm zugedacht?
In der Tat schätze ich die musikalischen Beiträge meines Bassisten Christian Ramond als etwas Besonderes und ich finde, der Süddeutsche-Journalist Ralf Dombrowski beschreibt diese sehr schön, wenn es sagt: „Der Bassist Christian Ramond passt in seiner Spielhaltung perfekt zu Düppes Vielfalt, auch er ein Meister, der von schlichter tiefer Klarheit bis groovender Vehemenz die Musik fundamentiert.“ Christian bereichert mit seinem ganz eigenen Approach in so vielen unterschiedlichen künstlerischen Zusammenhängen und ist in meinen Augen einer der intuitivsten und besondersten Musiker in Deutschland.

Albumtitel „ism“: Spiel mit Struktur von Musik und Grammatik

Zwei virtuose Bläser in einem solchen Kontext hört man auch nicht alle Tage. Als Du daran dachtest, Francesco Bearzatti einzuladen zur Produktion, hattest Du ganz sicher Deinen Trompeter Frederik Köster im Ohr. Welche Visionen hast Du dabei in Hinblick auf die Zusammenkunft entwickelt?
Ich kenne Francesco seit Langem und er hat in meinen Augen und Ohren eine sehr ähnliche musikalische Qualität wie mein Trompeter Frederik Köster. Technisch brillant mit großer Power am Instrument und gleichzeitig mit sehr großer Sensibilität. Ich wusste einfach, dass die zwei sehr gut harmonieren würden. Das Ergebnis auf der Aufnahme hat meine Erwartungen sogar noch übertroffen. Die zwei verschmelzen klanglich und spielerisch zum Teil so stark, dass man sie quasi als einen Klang wahrnimmt, sozusagen als ein neues Instrument, vielleicht eine Art „Trompetophone" (obwohl es dieses Instrument glaube ich schon gibt).

Der Albumtitel „ism“ hat mich sofort an ein Album des britischen Duos Godley & Creme erinnert, das „Ismism“ hieß und sich distanziert alle -ismen dieser Welt gegenüber zeigte. Welche Botschaft hast Du?
Alle Kompositionen des Albums sind ein Spiel mit Struktur in dem Sinne, als dass ich alle Spieler des Quintetts permanent in verschiedenen Besetzungen präsentiere. Das gibt mir als Komponist und Schlagzeuger Freiheiten und viele Möglichkeiten, mit meinem Instrument ganz verschieden zu agieren. In Anlehnung an das Spiel mit Struktur in der Musik ist der Albumtitel ein Spiel mit Struktur von Grammatik. „ism" ist auf Deutsch der „ismus" und hat an sich keine Bedeutung sondern wird einem Substantiv angehangen. Damit erhebe ich sozusagen eine Endung zu einem eigenständigen Wort. Auch das Artwork, das Cover des Albums ist bunt und farbenfroh – so wie die Musik halt – und überall findet man versteckte Strukturen, wenn man mal reinzoomt.

Release-Konzert in der Frankfurter Romanfabrik

Du gibst ein Pre-Release-Konzert in der Romanfabrik in Frankfurt im Rahmen des „Jazz Connects Festivals“. Warum ist das der richtige Ort für eine solche Premiere?
Es ist eigentlich kein Pre-Release Konzert sondern eine „Release-Punktlandung“! Das Album erscheint genau am 2. Mai, am Tag unseres Konzertes. Es freut mich total, dass dieser Termin dann auf Frankfurt fällt. Die Romanfabrik ist ein toller und atmosphärischer Konzertraum, wo ich mich auf der Bühne sehr wohl fühle. Und das hat nicht zuletzt mit meinem Bezug zu Frankfurt als Stadt zu tun, in der ich schon so lange Musik mache, seit ich vom Studium in New York und Amsterdam nach Deutschland zurückgezogen bin.

Albert Mangelsdorff war meine erste Anlaufstelle in Frankfurt. Er hatte mich einige male in sein Quintett mit Wolfgang Dauner, Charlie Mariano und Dieter Ilg eingeladen. Danach war ich oft Gast bei der Bigband des Hessischen Rundfunks und auch immer wieder mit ganz unterschiedlichen Projekten bei der Jazz Initiative Frankfurt, die schon seit so langem eine so wichtige Arbeit für den Jazz und die improvisierte Musik leistet. Ich komme einfach immer wieder sehr gerne nach Frankfurt zurück, seit Anfang an eine der wichtigsten Städte für den Jazz in Deutschland.

Info
Jens Düppe Quartett feat. Francesco Bearzatti
Frankfurt, Romanfabrik, Hanauer Landstraße 186
2. Mai, 20 Uhr, Solidarisches Preissystem 15-25 Euro

Detlef Kinsler
Detlef Kinsler
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt.
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