Ungeschenke und Wohlstandsmüll

Weihnachten in türkischen Bars

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Geschenke, also "Klimbim und Gedöns", was niemand braucht, aber trotzdem kauft, Hauptsache er hat irgendwas zu verschenken, ist so gar nicht ptrk9000s Ding. Er verschenkt lieber Zeit - in coolen Clubs und netten Bars.

pt­rk9000 /

Immer noch nicht Weih­nach­ten. Immer noch keine Ge­schen­ke ge­kauft. Auch sowas Un­nüt­zes: Ge­schen­ke kau­fen. Ma­chen ja viele nur, damit sie ihre Ruhe haben. Diese „Ge­schen­ke­lä­den“ ma­chen mir, nun ja, Angst wäre ein zu star­kes Wort, nein, sie be­rei­ten mir Un­be­ha­gen. Ku­sche­li­ge Geld­druck­ma­schi­nen, in denen man zum Zwe­cke der Auf­recht­er­hal­tung ge­sell­schaft­li­cher Kon­ven­tio­nen Dinge er­wirbt, die über den Umweg Weih­nachts­baum über kurz oder lang in der Müll­ton­ne lan­den. Ich kenne nie­man­den, der sich ernst­haft über Star-​Wars-Eis­wür­fel, ge­punk­te­te Hirsch­ge­wei­he oder pseu­do­ko­mi­schen Krims­krams freut. Ich zum Bei­spiel habe im Bad solche Geschenk­-En­ten, so klei­ne, gelbe, nied­li­che Din­ger. Selbst wenn man, so rein Er­nie-​und-​Bert-​mä­ßig, auf die Idee käme, diese Din­ger ins Was­ser zu set­zen, wäre man um eine Il­lu­sio­n ärmer: Die Din­ger schwim­men nicht, sie gehen so­fort unter, diese Ka­mi­ka­ze­quiet­sche­en­ten. Aus dem Geschenkeladen ihres Nicht­ver­taue­nes. Dann hängt man nun drin­ne, in der Zwick­müh­le. Wohin mit dem Wohl­stands­müll? Aus­set­zen viel­leicht auf der Ge­schen­ke­rast­stät­te, up­cy­cling zu Brief­be­schwe­rern oder ein­fach einäschern? Geht alles ir­gend­wie nicht so rich­tig gut. Am Bes­ten solche Sachen gleich ver­mei­den. Zeit ver­schen­ken ist si­cher­li­che eine gute Idee. Kul­tur. Was Le­cke­res. Ge­hirn statt Goog­le. Oder je­man­den ein­la­den, zum Aus­ge­hen. Mache ich ja schon ganz gerne, auch wenn meine Ra­di­en klein sind, sind sie des­halb wohl auch gut er­forscht. Da geht nichts unter, versprochen!

Letz­ten Mitt­woch war ich ein wenig Plat­ten auf­le­gen, in einer klei­nen Bar un­weit des El­fen­bein­turms, die Alt­vor­de­ren wer­den schon wis­sen, wo. Ein paar Plat­ten aus Süd­ame­ri­ka woll­ten auch mit, und so schmet­ter­te Car­los Gar­del über den Süd­main und der Jazz ble­cher­te bis hoch zum Süd­bahn­hof, eine feine Sache an einem Mitt­woch, ein tra­di­tio­nel­ler Memmenzuhausebleibabend, aber wer weiß, wo ich mal ir­gend­wann landen werde …

Frei­tags be­her­berg­ten wir mal wie­der Be­such, und so ging es zum Di­nie­ren in die Ca­fe­bar Brü­cke und zum Hin­ter­her­trin­ken in die Alte Liebe. Zur Brücke muss ich nichts mehr sagen, glau­be ich, denn dass man hier gut, frisch und freund­lich ver­kös­tigt wird, ist ja nun be­kannt. So be­kannt, dass ich mittlerweile wo­chen­ends auch schon mal re­ser­vie­ren muss­te. Soll­te man sich also im Hin­ter­kopf be­hal­ten, hof­fent­lich nimmt das nicht über­hand, sonst hat das Lauf­pu­bli­kum das Nach­se­hen. In der Alten Liebe gab man die UK-las­ti­ge Gin Tonic und Brit Pop Night, eine Freu­de für die Queen in­deed, und so flog der Gin nied­rig, wäh­rend die Qua­li­täts­be­schal­lung von den DJs Ana­bell Perl und Frank Dia­mond über­nom­men wurde, auch hier keine Unbekannten auf dem Ge­biet der eng­lisch­spra­chen Mu­sik­s­e­lek­ti­on.

Ir­gend­wann woll­te man aber auch mal in die Fe­dern, und so ging es samstags, nach­dem wir den Be­such in den Flie­ger ge­setzt hat­ten und dem Cap­tain noch 10 Euro zum Nach­tan­ken in die Hand ge­drückt hat­ten, zum Brat­kar­tof­fel­f­rüh­stück auf den Kon­sti­markt, um dann hin­ter­her noch das Eine oder An­de­re ein­zu­kau­fen. Le­cker Kram eben, aber keine Un­ge­schen­ke.

Am Abend ging es mal übers Main­ufer in die Pas-Bar, eine Gewölbekellerbar un­weit des Eschen­hei­mer Tors, wo man re­gel­mä­ßig Konzerte ver­an­stal­tet. Die Be­trei­ber der Pas-Bar be­trei­ben par­al­lel das nebenan ver­or­te­te Sü­me­la II -​Re­stau­rant, al­ler­dings ging der Plan nicht auf, erst im Re­stau­rant le­cker tür­kisch zu essen und dann „rü­ber­zu­ma­chen“, auf das am Abend statt­fin­den­de Kon­zert in die Pas-Bar, denn auf die zugegebenermaßen schlaue Idee kamen vor mir schon an­de­re, und so war das Re­stau­rant vor dem Kon­zert na­tür­lich kom­plett aus­ge­bucht.
Macht nix, dach­ten wir uns, und sorg­ten in Sach­sen­hau­sen in Sa­chen Falafel und li­ba­ni­si­scher Küche schon mal bei Ha­bi­bi Sand­wi­ches vor, unweit des Lo­kal­bahn­hofs, wenn man am Udon vor­bei­läuft. Kann ich nur emp­feh­len, denn auch hier wir alles frisch zu­be­rei­tet, mjam mjam.
Aber zu­rück zum Kon­zert, denn Ziel waren na­tür­lich die Be­si­dos aus Darmstadt, wo die Jungs mit ihrem tür­kisch an­ge­hauch­ten Bal­kan-Sound allen An­schein nach ge­fühlt Fuß­ball­sta­di­en und Kreuz­fahrt­damp­fer fül­len, kein Wun­der, denn die ex­plo­si­ve Mi­schung aus Bal­kan-Musik, allesamt gespielt auf al­ler­lei Sai­ten­in­stru­men­ten mit mehr­spra­chi­gen Ge­sang, die geht in die Beine und macht Spaß. Mit dabei war auch die­ses mal wie­der Ste­ryo Cem, der ge­sang­lich ei­ni­ge Parts bei­steu­er­te, ein Frank­fur­ter Bub und kein Un­be­kann­ter in der hiesigen Hip­Hop-Szene, und so wurde das ein lan­ger, ab­wech­lungs­rei­cher Kon­zert­abend, denn unter drei Sets ließ das Publikum die Jungs erst gar nicht von der Bühne!
In der Pas-Bar war ich vor­her noch nicht zu Gast ge­we­sen, man reicht hier freund­lich und schnell Cock­tails und an­de­re Mix­ge­trän­ke an und sitzt gemütlich an so klei­nen Tisch­chen, da kom­men wir gerne noch­mal vor­bei!

Durch Alt-​Sach­sen­hau­sen hin­durch­ge­flüch­tet, woll­ten wir doch noch einen klei­nen Ab­sa­cker ein­neh­men, aber auf den Schlacht­fel­dern des Grau­ens ist es manch­mal schlecht mit dem Lus­tig sein, und so zogen wir es vor, den El­fen­bein­turm auf­zu­su­chen.

Gut ge­brüllt, Katze, denn am Sonn­tag wurde gechillt und rum­ge­gam­melt, was das Zeug hielt, denn man woll­te fit sein, wenn es um 18 Uhr auf Radio X ein­mal wie­der hieß: „x wie raus – für den Über­blick im Un­ter­grund!“

Geht raus, die Nacht ist schön!


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