„Transit“-Premiere im Theater Willy Praml

Langer Atem

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Am Donnerstagabend wurde die Premiere des Theaterstücks „Transit“ gefeiert. Neun Darsteller erweckten die Figuren des Romans von Anna Seghers zum Leben. Die Zuschauer durchlebten die Höhen und Tiefen des Wartens.

Mona Förder /

Die ehemalige Fabrikhalle des Willy Praml Theaters ist gut besucht. Zahlreiche Menschen drängen in Richtung Zuschauerraum. Das Publikum ist bunt gemischt. Junge und Alte, T-Shirt-Träger und förmlich Gekleidete nehmen auf ihren Stühlen platz. Es gibt keinen Vorhang, stattdessen sind einige der Darsteller dabei, die Requisiten richtig zu positionieren. Kurz nach dem Einlass beginnt auch schon das Stück.

„Transit“ beginnt und endet im Jahre 1940 in Marseille. Sechs Männer und drei Frauen verdeutlichen die tragischen Schicksalswege der Verfolgten des Nationalsozialismus im besetzten Frankreich im Jahr 1940/41. Im Fokus steht ein junger Deutscher, der aus einem Konzentrationslager entkommt und nach Paris flieht. Er hat keine Papiere bei sich und kann keine Identität vorweisen. Durch Zufall kommt er in den Besitz eines Koffers des Schriftstellers Franz Weidel. Er findet darin ein gültiges Einreisevisum nach Mexiko. Weidel hat sich jedoch das Leben genommen und so nimmt der Deutsche im Laufe der Zeit die Identität des Toten an, um dessen Visum nutzen zu können. Doch er lernt währenddessen eine junge Frau namens Marie kennen, die auf der Suche nach ihrem Mann ist – dem Schriftsteller Weidel. Obwohl sie mittlerweile mit einem Arzt liiert ist, gibt sie die Suche nicht auf. Der junge Deutsche verliebt sich allmählich in Marie, deshalb bringt er es auch nicht übers Herz ihr vom Tod ihres Mannes zu erzählen. Dennoch bemüht er sich sowohl dem Arzt als auch Marie die nötigen Ausreisepapiere zu besorgen, damit sie Paris verlassen können.

Der junge Deutsche kämpft unentwegt an vielen Fronten. Er versucht, sich selbst zu helfen und allen Menschen, die er kennenlernt. Seine neue Identität verschafft ihm immer wieder Vorteile und gleichzeitig erleidet er Rückschläge. Er ist gefangen zwischen seinen Identitäten, der unsäglichen Bürokratie und der Liebe zu einer Frau, die sich drei verschiedenen Männern verpflichtet fühlt.

Die Protagonisten schaffen es durchweg die scheinbar aussichtslose Situation des Abreisens greifbar zu machen. Die Zuschauer fiebern mit dem Schicksal der Charaktere mit. Vor allem der junge Deutsche, der von Jakob Gail verkörpert wird, ist sehr überzeugend und man spürt förmlich dessen innere Zerrissenheit. Besonderheit des Stücks ist vor allem, dass die Schauspieler nicht nur ihre Rollen darstellen, sondern sich gelegentlich von ihnen distanzieren und die Handlungen ihrer Charaktere erklären. Dies ist teilweise auch notwendig, da nicht immer sofort klar ist, worum es augenblicklich geht. Das Stück wird durch zahlreiche Requisiten unterstützt. Beispielsweise werden manche Abschnitte von den Darstellern gefilmt und mit Hilfe eines Aquariums und Papierbooten die Flucht übers Wasser dargestellt. Dies ist durchaus unterhaltsam und verleiht dem Stück eine eigenwillige Note. Zusätzlich sorgen diverse Tanzeinlagen für Auflockerung der ernsten Thematik. Lediglich die Länge ist zu bemängeln. Bereits vor der Pause ist klar geworden, dass es ein langer Weg gewesen sein muss, die Genehmigung für die Ausreise inklusive Ticket für ein Schiff zu erhalten. Leider wurde dies im zweiten Teil etwas zu ausführlich behandelt und führte zu entsprechenden Seufzern im Zuschauerraum. Der Schluss des Stückes markierte sowohl die Darsteller als auch das Publikum das Ende der Warterei. Ein langer Atem – nicht nur für die Schauspieler ist da von Vorteil.


>>"Transit", Theater Willy Praml, Naxoshalle, Waldschmidtstraße 19,diverse Termine bis 11.10., Preise: 22 Euro, erm. 18 Euro, Schüler/ Studenten: 10 Euro


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