Transit-Aufführung im Theater Willy Praml

Flüchtlinge damals wie heute

Favorisieren Teilen Teilen

Zwei Theaterensembles bringen den Roman „Transit“ von Anna Seghers auf die Bühne. Das Stück setzt sich mit den Themen Flucht und Ankunft auseinander. Aufgeführt wird das Ganze im Theater Willy Praml in der Naxoshalle.

Mona Förder /

Aktuell spielt das Thema Flucht eine große Rolle in Europa. Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht über Menschen berichtet wird, die ihre Heimat aus politischen Gründen verlassen. Gewalt, Vertreibung, Angst um die eigene Existenz und ständige Ungewissheit bestimmen das Leben Tausender, die in diesen Tagen lange und beschwerliche Wege auf sich nehmen, um diesen Zuständen zu entkommen. Die Theaterensembles Willy Praml und Wuwei Theater Frankfurt wollen mit ihrer Inszenierung des Romans „Transit“ daran erinnern, dass auch viele Deutsche einst unter solchen Zuständen zu leiden hatten.

Es wird oft vergessen, dass es auch für einige Deutsche eine Zeit gab, in der sie gezwungen waren ihr Land zu verlassen. Ab 1933 flüchten viele Deutsche unter anderem, weil sie Anhänger der „falschen“ Religion oder Regimegegner waren oder weil sie den Nationalsozialisten gefährlich werden konnten. Als politisch Verfolgter würde sich heute hierzulande wohl niemand mehr bezeichnen. Die Flüchtlinge von heute, sind andere.

Der Roman der deutschen Schriftstellerin Anna Seghers wurde erstmals im Jahre 1944 auf Englisch veröffentlicht. Die Autorin selbst war Jüdin und Kommunistin und schrieb „Transit“ im Exil in Mexiko. Der Holländer Paul Binnerts ist der Regisseur des neuen Stücks, das kommende Woche in der Naxoshalle Premiere feiern wird. Er lebt in den USA und sieht die derzeitige Flüchtlingssituation mit gemischten Gefühlen. „Für mich als Europäer, der in einem Emigrantenland lebt, ist das Miteinander verschiedener Kulturen ein normaler Zustand. Das Bild, welches sich in Europa abzeichnet, kennen wir so nicht.“ Für ihn sei es wichtig, dass nun ein Projekt umgesetzt wird, das die aktuelle Flüchtlingsfrage an einer einst deutschen Frage spiegelt. „Denn damals wart ihr diejenigen, die flüchten mussten.“

Helmut Müller, Geschäftsführer des Kulturfonds Frankfurt/Rhein Main, sieht seine Institution in der Bringschuld der kulturellen Vermittlung. Deshalb wird die Realisierung des Projektes zu einem Drittel vom Kulturfonds unterstützt. Anknüpfend an dieses Stück soll kommenden Januar/Februar ein zweiter Teil folgen – unabhängig von Seghers Roman. Ziel dieses Projektes: Zusammen mit heutigen Flüchtlingen und Gastgebern der Stadt Frankfurt sollen Sagen, Mythen und Märchen aufgegriffen werden, um Unterschiede und Parallelen aufzuzeigen und verschiedene Kulturen miteinander vertraut zu machen.

Besonderes Merkmal der kommenden Aufführung soll die Erzählform „real time“ sein. Dabei wird die Geschichte größtenteils in Echtzeit dargestellt und die Darsteller sollen quasi „nackt“ auf der Bühne stehen, so Binnerts. Sie sind natürlich angezogen. Der Regisseur hat dieser Form der Darstellung bereits ein eigenes Buch gewidmet - „Real time acting. Die Schauspieler sollen sich nicht hinter ihrer Rolle verstecken, sondern die Geschichte durch ihren persönlichen Charakter voran bringen. „Nicht das Theater erzählt die Geschichte, sondern die Schauspieler“, sagt der Regisseur.

>>„Transit“, Theater Willy Praml, Naxoshalle, Waldschmidtstraße 19, Premiere: 27.August, 19.30 Uhr, Diverse Termine bis 11.10., Preise: 22 Euro, erm. 18 Euro, Schüler/ Studenten: 10 Euro


Anzeige
Anzeige

Mehr Kultur-News

Anzeige
Anzeige

Ausgeh-Tipps

 
Anzeige
 
Anzeige
Anzeige

Kalender

Anzeige