Wo Banken sind, ist Geld und das weckt bekanntlich Begehrlichkeiten. In Olaf Jahnkes authentisch erzähltem und actiongeladenen Krimi "Tod eines Revisors" tun sich in der Frankfurter Bankenszene Abgründe auf.
Nicole Brevoord /
Mit saloppem Gang und einem breiten Grinsen im Gesicht betritt Olaf Jahnke das Bistro „Unser täglich Brot“ im Erdgeschoss des Japan Centers. In seiner Sweatshirtjacke und den Jeans hebt er sich von den anderen Gästen ab, die bieder in Anzug und Kostüm gekleidet, hier schnell einen Kaffee ordern. Wir befinden uns mitten im Bankenviertel. Ein Milieu, das den 51-Jährigen zu seinem ersten Buch inspiriert hat. „Tod eines Revisors“ ist halb Krimi, halb Thriller und bringt neben vielen gut beobachteten Details und Insiderwissen jede Menge Action mit sich.
Laute Popmusik dröhnt aus den Lautsprechern, ganz genauso hat es Jahnke auch in seinem Buch beschrieben: „Hier läuft ein Teil meines Buchpersonals herum. Man muss sich nicht immer Charaktere und Äußerlichkeiten ausdenken, sie sind alle hier anwesend“, sagt Jahnke, der im „Unser täglich Brot“ regelmäßig am Laptop saß und insgesamt über vier Jahre hinweg in den Mittagspausen nicht nur Menschen beobachtet, sondern auch an seinem Krimi getüftelt hat. Eigentlich arbeitet der gebürtige Uelzener als Kameramann und Videojournalist beim Hessischen Rundfunk. Da kommt er viel herum, sieht Dinge, die vielen Bürgern verborgen bleiben und beherrscht eine gewisse Erzähltechnik und Bildsprache, die ihm auch bei seinem literarischen Debüt geholfen hat. „Schreiben hat viel mit Disziplin und mit Zeit zu tun“, sagt Jahnke. Er wollte sein erstes Buch reifen lassen. Den Plot für den Nachfolger hingegen hat er schon zusammen und auch die ersten 20 Seiten. „Angst vor der berühmten weißen Seite habe ich nicht“, sagt der Wahlhesse und wirft bei seinem herzlichen Lachen den Kopf in den Nacken, während die sonst immer hinter der Brille hervorblitzenden Augen sich zu Schlitzen verengen.
Seinen norddeutschen Humor findet man auch im Buch „Tod eines Revisors“ wieder, das sich ganz im Rhein-Main-Gebiet abspielt. Auch wenn der Roman bei der Buchhandlung Hugendubel unter anderem bei den in den vergangenen zehn Jahren ach so beliebten Lokalkrimis eingereiht ist, man findet ihn ebenso unter der Rubrik „Wirtschaftskrimi“ – vielleicht ein neuer Trend für Spannungslektüre. Nur so viel sei vom Buchinhalt verraten: Es geht um einen leitenden Innenrevisor, der bei einer großen deutschen Bank arbeitet und in einer Königsteiner Privatpsychiatrie tot aufgefunden wird. Während die Polizei gleich von einem Selbstmord ausgeht, beauftragt die Witwe den Ermittler Roland Bernau, den Mörder zu suchen. Dieser findet heraus, dass der Revisor auch nicht ganz astrein war und dass er einem großen Betrug auf der Spur war. Es tun sich Abgründe auf und Bernaus Ermittlungen wachsen sich zu einem spannungsgeladenen Abenteuer aus, denn irgendjemand will seine Recherchen bremsen.
Interessanterweise ist die Story aus der Ich-Perspektive des Ermittlers geschrieben, der Leser weiß also gerade soviel wie der Detektiv, rätselt also mit und wird ebenso von den raschen Wendungen überrascht. Jahnke, der selbst gerne Tatort kuckt und Krimis liest, hat, wie er berichtet, die Erzähltechnik seinen großen Vorbildern abgeschaut. Amerikanische Krimiklassiker haben es ihm angetan: Dashiell Hammett, Ross McDonald, Raymond Chandler – Philip Marlowe grüßt von fern. „Dauernd hat man in den modernen Krimis zu viele Cliffhanger und zu viele Perspektiven, das wollte ich nicht “, sagt Jahnke, dessen Werk dicht erzählt ist, gemächlich beginnt, um dann – wie er es nennt – „den Turbo einzuschalten“.
Vieles, das Jahnke in seinem Krimi beschreibt, hat er selbst erlebt oder beobachtet. Den Pförtner einer Bank beispielsweise mit der Lederhand, die Kunstwerke im Flur einer Bank, die Wendezeit in der DDR und die Folgen der Wirtschaft, die er drei Wochen lang selbst miterlebte. „Da brach alles zusammen, das war eine extrem spannende Zeit.“ Und bei einem SEK-Einsatz war er auch schon mal dabei. Realer Stoff also, der in sein Buch eingeflossen ist. An Inspiration mangelt es offenbar nicht. Im neuen Buch, das zur Buchmesse 2016 erscheinen soll, wird es dann nicht mehr um Banken und Politik gehen, sondern um Justiz und Versicherungen. „Da tun sich auch Untiefen auf“, sagt Jahnke und grinst verschmitzt. „Aber es könnte sein, dass es etwas gewalttätiger wird.“ Es wird also wieder spannend werden.
>>Olaf Jahnke: „Tod eines Revisors“, fhl Verlag, 13 Euro.