Drei Bläser und ein Schlagzeuger machen zwar noch keine Marching Band, aber trotzdem gelingt es der Saxophonistin Nicole Johänntgen mit ihrem New Orleans Project genau auch diese Assoziation (und viele andere) zu wecken.
Detlef Kinsler /
So etwas lässt man sich doch gerne ins Stammbuch schreiben. Denn Dave Liebman, seines Zeichens ein renommierter US-amerikanischer Tenor- und Sopransaxophonist sagt über Nicole Johänntgen, sie habe etwas „ganz Spezielles“ in ihrem Spiel, das ihr großes und freigiebiges Herz preisgebe. Außerdem überzeuge ihn ihre außergewöhnliche Energie. Und wenn die dann noch auf die Dynamik einer Stadt wie New Orleans trifft, kann das Ergebnis nur von absoluter Eindringlichkeit sein. Für die Produktion ihres Album „Henry“ reiste die gebürtige Saarländerin, die schon länger in Zürich lebt, nach Louisiana. Im Word of Mouth Studio spielte sie, nur einen Steinwurf vom French Quarter auf der anderen Seite des Mississippi entfernt, die Musik mit den exzeptionellen Musikern Jon Ramm (Trombone), Steven Glenn (Sousaphone) und Paul Thibodeaux (Drums) ein. Und natürlich greifen die Stücke auf die lange und große Jazz-Tradition der Stadt zurück. Nur wirklich traditionell klingt die Musik nur in Nuancen und sie schwelgt nicht in Nostalgie auch wenn man in einem Titel wie „Oh Yes My Friend“ einen Trauerzug vor dem geistigen Auge vorüberschreiten sieht. Viel mehr lässt man hier den New Orleans Jazz neu und anders aufleben. Für das Konzert an Pfingstsonntag im Jazzkeller jedenfalls wird folgendes versprochen: Der fulminante und legendäre „Second Line“-Schlagzeug-Groove von New Orleans trifft auf das pumpende Sousaphon, die den Bassbereich bedient und den harmonischen Boden legt für feurige Improvisationen zwischen Posaune und Saxophon. Dafür kann man die Feierlichkeiten rund um die Entsendung des Heiligen Geistes ruhig mal unterbrechen.
>> Nicole Johänntgen. The New Orleans Project. Ffm, Jazzkeller, 4.6., 20 Uhr, Eintritt: 20,–