Spendenaktion fürs neue Museum

Gesucht: Paten für Romantiker

Favorisieren Teilen Teilen

Obwohl die Stadt zugesagt hat, die Finanzierungslücke für das Romantikmuseum zu schließen, geht die Spendensammelaktion weiter: Nun werden Paten für Handschriften der Romantiker gesucht. Einer hat's vorgemacht.

leg /

Wer um 1800 Briefe schrieb, machte keine halben Sachen. Erst recht nicht, wer Romantiker war. Bei Bettine von Arnim fing ein Brief schon beim Papier an. Sie ließ sich einige ihrer Bögen mit Landschafts-Zeichnungen von Carl Friedrich von Rumohr verzieren. Ihr Brief vom 26. März 1832 an Fürst Herman von Pückler-Muskau zeigt eine menschenleere Landschaft und beginnt ebenso trostlos: "Aufgefahren gen Himmel, die Welt leer, die Triften oede, denn gewiß ist daß Dein Fuß hier nicht mehr wandert ..." Der Anlass zur Trübsal: Goethe ist vier Tage zuvor gestorben.

Keine halben Sachen: Stattdessen Bild, Text und Pathos. Ineinandergreifen der Künste. Und Goethe. Als Ober-Guru der deutschen Literatur war er nach seinem Tod nichts geringeres als der heimgekehrte Messias. Frei nach dem Motto: Goethe kommt von Gott. - Der Brief ist nicht allein, noch viele weitere lagert das Freie Deutsche Hochstift in seinem Keller, von Bettine und anderen Romantikern. Und der Brief hat jetzt sogar einen Paten: Die Anwaltssozietät GvW Graf von Westphalen hat 25.000 Euro springen lassen und weitere Spenden gesammelt - all das für das geplante Romantik-Museum.

Die Kanzlei ist damit Vorreiter für die nächste Stufe der Spendensammelaktion. Trotz der Zusage der Stadt Frankfurt, notfalls mit dem fehlenden Betrag von 1,8 Millionen Euro einzuspringen, um die acht Millionen Euro Eigenanteil des Hochstifts für das Museumsprojekt zusammenzukriegen, bemüht sich Direktorin Anne Bohnenkamp-Renken weiterhin, das Geld aus einer Kraft aufzutreiben.

Daher sind weitere Paten willkommen. Für die Kampagne haben Konrad Heumann und Bettina Zimmermann aus der Handschriftenabteilung ihre schönsten Schätze ausgegraben: Seiten von Novalis, Clemens Brentano, Eichendorff und Ludwig Tieck. Jedes Schriftstück hat seinen Wert für die Literaturgeschichte, jede Handschrift hat eine Geschichte zu erzählen. Und wer die Kurrentschrift nicht lesen kann, dem erzählen die Experten gerne, was die Papiere so besonders macht.

Es sind Geschichten von Genesen, man kann der Literatur bei der Entstehung zusehen. Etwa bei Eichendorffs Manuskript zum "Taugenichts". Nur 20 Seiten sind davon erhalten. Daraus wird deutlich, dass der Autor seine Novelle ursprünglich "Der neue Troubadour" nennen wollte. Es finden sich Korrekturen, Streichungen und Selbstkommentare. Außerdem hat Eichendorff auf den Entwurf schon mal seinen Namen geschrieben - im Vorgefühl des gedruckten Endprodukts.

Sechs Handschriften wurden für die Patenschaften ausgewählt. Doch wer will, kann sich auch eine andere aussuchen. Material ist genug da, Geschriebenes wie Gezeichnetes - und oft auch beides zusammen. Ein weiteres Beispiel ist der legendäre Brief des Fürsten Pückler-Muskau an Bettine, der bis auf Datum und Ort nur ein Wort enthält: "Bettine!" - Der Rest ist Schweigen. Ein Meisterwerk des Minimalismus.

Wer eine Patenschaft eingeht, darf die wertvollen Blätter nicht mit nach Hause nehmen. Nicht einmal Anfassen ist erlaubt. Vielmehr geht es um eine "emotionale Bindung" zu den Objekten, so Bohnenkamp. Und natürlich geht es um Spenden, die es ermöglichen sollen, dass in einigen Jahren die schönsten und repräsentativsten Handschriften der Romantiker in dem dafür gewidmeten Museum ausgestellt werden. Potenzielle Paten sollten sich beeilen: Es soll bereits weitere Interessenten geben.

(Das Bild zeigt Bettine Brentano, gezeichnet von Ludwig Emil Grimm.)


Anzeige
Anzeige

Mehr Kultur-News

Anzeige
Anzeige

Ausgeh-Tipps

 
Anzeige
 
Anzeige
Anzeige

Kalender

Anzeige