Seit 1959 eine feste Größe – „Jazz im Palmengarten“

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Als herrlich unbefangen und gelöst beschreiben Holger Heuermann, Jonas Lohse und Klaus Söhnel, drei der fünf Vorstandmitglieder der Jazz-Initiative Frankfurt, die Atmosphäre bei „Jazz im Palmengarten“, dem Open Air in Frankfurter grüner Lunge, die ab Sommeranfang, 21. Juni, sechs Mal im 14-Tage-Rhythmus den Musikpavillon bespielt.

Interview: Detlef Kinsler /

JOURNAL FRANKFURT: „Jazz im Palmengarten“ – wie wichtig ist die Reihe im Sommer- und auch Gesamtangebot an Jazz in Frankfurt und wie wichtig sind die sechs Konzerte fürs Selbstverständnis der Jazz-Initiative Frankfurt e.V.?

Jonas Lohse: Als uns vor einigen Jahren angetragen wurde, die künstlerische Leitung dieser traditionsreichen Reihe von Werner Wunderlich zu übernehmen, haben wir uns gefreut und geehrt gefühlt. Wir empfinden das auch als Anerkennung der Arbeit der Jazz-Initiative, die Reihe betreuen zu dürfen.

Klaus Söhnel: „Jazz im Palmengarten“ ist das älteste Open-Air Festival in Europa, wenn nicht sogar weltweit und inzwischen über 50 Jahre alt. „Jazz im Palmengarten“ ist bekannt, hat einen exquisiten/guten Namen, bei den Jazzern – sie kommen gerne.

Holger Heuermann: Die Konzerte dieser Reihe zählen für uns zu den Highlights des Programmjahres. Nur hier haben wie die Gelegenheit, anspruchsvollen Modern Jazz einem großen Publikum zu präsentieren.

JOURNAL FRANKFURT: Welche Bandbreite an Jazz soll im Palmengarten präsentiert werden, wie ist das Verhältnis internationaler, nationaler und regionaler Künstler?

Jonas Lohse: Die Größe der Bühne erlaubt uns, auch internationale Größen nach Frankfurt zu holen – die Möglichkeit haben wir bei unseren Clubkonzerten so nicht. Dennoch legen wir jedes Jahr auch Wert darauf, auch die lokale Szene zum Zuge kommen zu lassen. Die Mischung macht’s – und ist auch typisch für die PG-Reihe.

Klaus Söhnel: Unser Anliegen/Auftrag ist es, modernen Jazz zu präsentieren. Die Mischung aus Old Boys und Young Ones „macht es“.

Holger Heuermann: Wir streben ganz bewusst eine Mischung von regional, national und international an. Mindestens ein Act soll regional sein; dabei pflegen wir einen recht weiten Begriff von „regional“ und meinen damit die große Jazz-Region Frankfurt/Rhein-Main plus ggfs. angrenzende Regionen, wie man in diesem Jahr am Eröffnungskonzert mit L14,16 sehen kann: zwar hat die Band einen deutlichen Mannheimer Bezug, mehrere Bandmitglieder sind aber als Dozenten in der Rhein-Main-Region tätig und/oder sind Mitglieder der hr-Bigband.

Oft kommt es auch zu regional-/internationalen Kooperationen, wie in diesem Jahr, wenn am 19.7. Local heroes wie Corinna Danzer oder Vitold Rek im Ensemble mit John Tchicai und Rodolphe Burger auftreten. Die herausragenden Prominenten des nationalen und internationalen Jazz sind natürlich wichtig für die Bekanntheit und die Wahrnehmung der Konzertreihe in der Jazz-interessierten Öffentlichkeit; dennoch müssen auch "große Namen" zunächst uns in der Programmgruppe überzeugen. Wir haben ein anspruchsvolles, erfahrenes und kenntnisreiches, zugleich aber begeisterungsfähiges Publikum, das die Jazzkonzerte im Palmengarten z.T. schon seit vielen Jahren besucht; für dieses spezielle Palmengarten-Publikum wollen wir ein entsprechend anspruchsvolles und hoffentlich als ausgewogen empfundenes Programm anbieten.

Die „großen Namen“ nach Frankfurt zu holen, ist inzwischen nicht mehr so leicht, denn es mangelt hier einwenig an den für Jazz so wichtigen mittelgroßen Bühnen, die eine gewisse Intimität und gleichzeitig Platz für 500 plus x Besucher bieten. Mit seiner wundervollen, einzigartigen Atmosphäre und seiner Zuschauerkapazität genießt der Palmengarten auch bei den Künstlern einen hervorragenden Ruf. Aufgrund unserer inzwischen sehr guten persönlichen Kontakte zu Musikern und Agenturen und weil wir sehr früh mit der Programmarbeit begonnen haben, ist es uns in diesem Jahr gelungen, so großartige Musiker wie Gwilym Simcock, Mike Walker, Steve Swallow und Adam Nussbaum in den Palmengarten zu holen. Nicht weniger haben wir uns im vergangenen Jahr über das großartige Eröffnungskonzert mit Christof Lauer, Michael Wollny, Vitold Rek und Ralf Hübner gefreut. Und schon seit einigen Wochen arbeiten wir am Programm für „Jazz im Palmengarten 2013"“...

JOURNAL FRANKFURT: Gehört zum Konzept, internationale Stars wie auch Newcomer zu präsentieren?

Klaus Söhnel: Arrivierte und Newcomer machen die Mixtur. Wir können neue Projekte anbieten, z.B. in diesem Jahr John Tchicai mit der Uraufführung eines neuen Werkes von ihm, das aus einem Kompositionsauftrag von uns entstanden ist. Oder im vergangenen Jahr United Colors of Bessungen.

Holger Heuermann: Uneingeschränkt: Ja. Jedenfalls dann, wenn man Newcomer nicht mit Nachwuchsband gleichsetzt. Für den einen oder anderen der Fans in Deutschland ist der großartige Jazzgitarrist Mike Walker möglicherweise ein Newcomer, in Großbritannien ist er längst ein völlig zu Recht gefeierter Star. Ähnliches galt 2011 für die wunderbare Baritonsaxophonistin Céline Bonacina.

JOURNAL FRANKFURT: Kleine Clubkonzerte sind gute Gelegenheiten, nicht nur Jazz-affinen Musikfans die Musik im wahrsten Sinne des Wortes nahe zu bringen. Die Bühne des Musikpavillons ist ja im Vergleich zu Jazzkeller, Fabrik Sachsenhausen und Romanfabrik Kingsize. Warum bietet der Palmengarten trotzdem den richtigen Rahmen/ die richtige Atmosphäre für eure Jazzkonzerte?

Jonas Lohse: Im Palmengarten kann man beobachten, dass es viele Leute sich mit Picknick-Decken, Nudelsalat und Rotwein auf den Wiesen gemütlich machen. Das macht die Atmosphäre einzigartig: ein Jazzkonzert als Familienausflug mit Kind und Kegel – das können wir mit den Clubkonzerten so nicht bieten. Viele kommen genau wegen dieser typischen Palmengarten-Atmosphäre zu den Konzerten.

Klaus Söhnel: Jazz im Palmengarten ist nicht nur Jazz sondern auch Lebensgefühl; mitten in der Stadt - eine grüne Oase, man kommt um Freunde und/oder nette Menschen zu treffen, man plaudert und lacht, man bringt den Wein und die Gläser, das Baguette, den Käse, die Salami mit. Das Wetter ist (meist) gut, manchmal marschieren die Enten durch die Reihen, es ist so herrlich unbefangen und gelöst und ob der Qualität des Jazz muss man sich keine Gedanken machen, die ist immer gut (und oft überraschend).


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