„Musikszene Frankfurt“

Phantasievolle Klanglandschaften

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Bei der „Musikszene Frankfurt“ am Mittwoch, 27.11., 20 Uhr in der Stadtbücherei sind diesmal zwei besondere Solisten, präsentiert vom JOURNAL FRANKFURT, dabei: Pianist Mathias Schabow und Filmkomponist Rainer Michel.

Detlef Kinsler /

Manchmal explodiert die Kreativität. Innerhalb von anderthalb Jahren veröffentlichte Mathias Schabow drei Solo-CDs, „Emely“; „Seebrücke“ und „Klavierstücke“, kurz darauf noch die Trioplatte „Prélude“. Der Titel lässt keine Zweifel aufkommen: das war erst das Vorspiel. „Ich habe zehn Jahre nichts unter meinem Namen gemacht“, erklärt der Pianist. „Private Umstände haben das so runter gehalten. Da war keine Zeit dafür, die Prioritäten lagen ganz woanders, also habe ich nur unterrichtet.“ Als er den Kopf wieder frei hatte für eigene Musik, orientierte er sich neu und entschied sich bei der schwierigen Suche nach potentiellen Mitstreitern: „Jetzt mache ich’s alleine.“ Mit der so gewonnenen Freiheit musste er erst umgehen lernen. Ganz pragmatisch machte er sich eine Liste: Was habe ich, was kann ich, was kann ich damit anfangen? „So kam Struktur rein“, kommentiert Schabow. Flügel, Computer, zwei Mikrophone stand da auf dem Zettel. Seine Werkzeuge. Sein Handwerk hatte der 1970 in Mecklenburg geborene Musiker in Schwerin und an den Musikhochschulen Weimar und Köln gelernt. Eine Ausbildung im Osten, Fluch oder Segen? „Segen“, zögert der Tastenvirtuose keine Sekunde. „Aber das ist das einzige, was ich aus dem Laden positiv mitgenommen habe. Sobald man drei Töne ordentlich spielen konnte, wurde man gefördert. Wochenend-Unterricht, jedes Jahr zwei Wettbewerbe, so richtig Stress mit 11, 12, aber da musste man durch. Heute bin ich froh und glücklich, dass ich dieses Handwerk habe.“ Zwischen Klassik, Jazz und Improvisation positioniert sich Schabow heute. Inspirationen waren Keith Jarrett („An den kommt keiner ran.“), später die Norweger, Tord Gustavsen, Ketil Bjørnstad und – eine Initialzündung – Bugge Wesseltoft. „Seine Musik ist sehr langsam, total entschleunigt. Das hat mich unglaublich beeindruckt.“

Als im März „Bardsongs“, Regisseur Sander Franckens Geschichten vom Glück aus Mali, Rajasthan und dem Himalaya im Orfeo gezeigt wurde, stellten wir den Mann, der zu den eindringlichen Bildern die Klängen gezaubert hatte, im JOURNAL vor: Rainer Michel. Auch der Bernemer Bub hat studiert, klassische Gitarre, und später dann in seinem Studio in Offenbach-Bieber vorzugsweise an Soundtracks (von „Tatort“ über „Nach fünf im Urwald“ bis „Projekt Gold - Eine Deutsche Handball-WM“) gepuzzelt. Seit 1994 ist er hauptberuflicher Filmkomponist. Früher eher unter Ausschluss der Öffentlichkeit, ist der Sammler exotischer Instrumente aus aller Welt (mal sehen welche er davon in die Stadtbücherei mitbringt) nun in der Stadt und in der Szene präsenter denn je, ob beim „Rundgang 2013“ im Städel oder beim „Lichter“-Filmfest im Filmmuseum. Auch bei den renommierten Hofer Filmtagen lief mit Birgit Lehmann und Ole Weissenbergers unterhaltsamer Doku „Mein Name und ich“ ein Streifen mit seinen skurrilen Stücken. Eine andere seiner Leidenschaften kann man begutachten, wenn man in der Oppenheimer Straße durchs Fenster schaut. Denn Michel ist auch ein begeisterter Bastler, sein letztes Objekt ein Geigenbaum, vier Violinen, die durch Motoren gesteuert (fast) von selber spielen. Eine ältere Engländerin, die vorbei kam, meinte, das wären die Geister des untergegangenen Titanic-Orchesters. Detlef Kinsler

>> Musikszene Frankfurt:

Mathias Schabow & Rainer Michel,

Ffm., Stadtbücherei,

Hasengasse 4, 27.11.,

20 Uhr, Eintritt frei


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