Ich kann nur diejenigen, die bei dem einzigen Deutschlandkonzert der 23-Jährigen in der Alten Oper nicht dabei waren, bedauern. Ihnen quasi mein Mitleid aussprechen. Denn Melody Gardot ist eine - ja wirklich - Jahrhundertentdeckung. Die junge Frau aus Pensylvania wurde in den USA schon mit allen möglichen Größen verglichen. Billie Holiday oder Joni Mitchell. Alles Unsinn, sie ist eine Klasse für sich, eine neue Spezies in der ansonsetn so überstrapazierten Singer/Songwriter-Kategorie. Ein blonder Schmetterling, der sich stimmlich nicht einsortieren lässt. Mal grollt sie, hebt und senkt gekonnt die Stimme, schmollt fast ins Mikro, um im nächsten Augenblich de facto tierisch loszuschreien. Begleitet wird sie dabei von Bass, Vibes, Drums, Trumpet, Cello und Sax - ebenso aufwendig wie voller Spielfreude zeigen die sechs Musiker, dass sie hier nichts herunterspielen, sondern pure Lust am Spielen ihrer Instrumente haben. Weitere ständige Begleiter, eine getönte Hornbrille und der Gehstock - das sind bei Melody keine modische Star-Marotten. Es zeugt von einem schweren Verkehrsunfall, bei dem die junge Frau beinahe das Leben verloren hätte – die anschließende Musiktherapie half ihr zurück ins Leben und war zugleich der Startschuss für ihre Karriere. Nur schade, dass wir wahrscheinlich ewig auf das nächste Deutschlandkonzert werden warten müssen - es ist kaum zu vermuten, dass diese Ausnahmemusikerin angesichts des bereits jetzt schon immensen Hypes um ihre Person in Zukunft noch sehr viel Zeit zur Konzertreise haben wird...