Maria Taylor und Alela Diane in Frankfurt

Favorisieren Teilen Teilen

Detlef Kinsler /

maria_taylor_kinsler_818Nein – mit ihrer letzten Tournee machte Maria Taylor nicht Station in der Brotfabrik, auch wenn das einige da im Haus behaupteten. Das letzte Mail spielte sie im Nachtleben – in vergleichsweise kleiner Besetzung. Diesmal kam sie mit voller Band und dem um die Songs des neuen Albums „LadyLuck“ ergänzte Repertiore. Und man durfte auf die Liveumsetzung ihrer „Viele meiner älteren Songs bestehen aus glücklichen Worten mit traurigem Unterton. In den neuen Songs sind es traurige Worte, in denen die Hoffnung auf Erneuerung mitschwingt“-Ankündigung gespannt sein. Tatsächlich: nur noch wenn sie artig bedankt, steht da das kleine Mädchen noch auf der Bühne, dass man von Azure Ray kennt, ansonsten präsentiert sich Maria Taylor (frische 33) musikalisch wie menschlich (soweit man das festzustellen im Stande ist) gereift und nur noch das ganze Procedre rund um ihren Gig erinnert an die Klassenfahrten einst mit den Bright Eyes, als diese moderne Variante der Patridge Family im legendären MTW in Offenbach Station machte.

Es gibt gleich zwei Supports an diesem Abend. Erst steht ein einsamer Mann auf der Bühne mit seiner Gitarre und singt wirklich überzeugende Songs. „Na, welche Rolle spielt der denn nachher in Marias Band“, frage ich Ton- und Lichtmixer des Clubs. „Keine, der hat damit nichts zu tun“, meine sie. Eine Fehlinformation, denn der Kollege sitzt später in der Taylor Band am Schlagzeug und stellt sich zudem als Nik Freitas heraus, ein nicht unbedeutender Singer/Songwriter, surprise, surprise. Weiter geht´s mit The Whispertown 2000 mit dem Charme der bereits beschriebenen früheren Travelling Partys. Zwei singende Mädels und schräge Typen, die ständig ihre Instrumente tauschen. Aber egal, wer Schlagzeug spielt, es klingt immer dielettantisch und so, dass man als Zuhörer das Gefühl, ok, da kann ich jetzt spontan auch einsteigen. Aber Maria adelt ihre jungen Freundinnen, indem sie mit ihren Jungs schon mal vorab zu ihnen auf die Bühne kommt und mitsingt.

maria_taylor_kinsler_868Dann endlich Maria Taylor im Supermini und mit ihrer Halbresonanz-Gibson, deren Klang mit dem Spiral-Hall-Sound nah Sixties klingt. Ok, ihre recht normal besetzte Band mit Gitarre, Bass, Keyboards und Drums ist Standard und die Tendenz geht klar in Richtung US-Mainstream: cooler Rock mit Folk- und Countryanleihen und einem erklecklichen Anteil ein einfühlsam interpretierten Balladen. Maria Taylor schreibt längst classy, classic Rocksongs und mit den ganzen Singer/Songwriter-Kollegen hat sie weniger gemein, als mit Klassikern wie Carole King oder Carly Simon some ten years later. „Emmylou Harris“, wirft ein Szenekenner noch ein, um zu ergänzen: „Die hat auch für ihre Karriere in den USA viel Bein gezeigt!“ Ok – wieder was gelernt.

alela_diane_kinsler_109

Tags drauf im Mousonturm Alela Diane mit viel Vorschusslorbeeren als „new rising folk star“ in den USA angekündigt. Ihr Album „To Be Still“ hörte sich ganz ok an, flashte mich jetzt aber nicht so, dass ich mir vom Konzert megaviel versprochen hätte. Und tatsächlich: Alela, gemessen an ihrem CD-Cover und nach alela_diane_kinsler_104radikalem Haarschnitt ein wenig ihrer sinnlichen Ausstrahlung beraubt, beginnt mit einem zweiten Gitarristen und ihrer Background-Sängerin verhalten. Das erlaubt Steigerungsmöglichkeiten, wenn Bassist und Schlagzeuger – jeder ein Unikum für sich, der eine mit Gummibeinen und vom Bewegungsablauf besser in San Francisco Bands anno 67/ 68 aufgehoben, der andere mit seltsamen Hut – dazu stoßen. Aber mal ehrlich: es tat sich nicht viel. Die Band, irgendwie wie klassischer britischer Folk mit einigen Country-Yodels als gesangliche Überschläge, blieb dröge. Kein Feuer, keine Leidenschaft, keine Ausstrahlung. Und Veranstalter Markus Gardian beeilte sich zu betonen: „Im kleinen Club in Austin klang das alles ganz anders, näher, direkter.“ Das glaube ich gerne. Und dann noch das: „Wir haben kürzlich in Spanien auf einem Festival neben Neil Young gespielt.“ Und prompt interpretieren sie einen Song, der – Vorsicht, Zynismus! – kein Mensch mit Young assoziieren würde: „Heart Of Gold“. Kein Wunder, dass Kollege Norbert sicherheitshalber mal nachfragt, ob er denn richtig gehört habe und dann gerne – normalerweise kein Angeber – zugibt, den Song hätte er sicher besser gespielt.

Fotos: Detlef Kinsler


Anzeige
Anzeige

Mehr Kultur-News

Anzeige
Anzeige

Ausgeh-Tipps

Podcast
Anzeige
Anzeige

Kalender

📅
Anzeige