Keine Frage – in der Frankfurter Literaturszene brodelt es. Suhrkamp geht, Literaturhaus-Chefin Maria Gazzetti auch; man weist sich gegenseitig die Schuld zu für dies und das – gut sieht die Stadt nach außen hin zur Zeit insgesamt nicht aus. Ist Frankfurt vielleicht doch eher Finanz- und weniger Literaturstandort? „Frankfurt – (K)Ein Ort für Verlage?“ lautete dann sinnigerweise der Titel einer Sonderausgabe der Frankfurter Verlegergespräche im Literaturhaus. Den Blick von außen leistete Verlegerin Daniela Seel, die mit ihren „kookbooks“ seit Jahren zu den angesehensten Independent-Verlegern der Republik gehört. Für sie spielt der Verlagssitz Berlin als Ort der Begegnung von Literaturschaffenden eine bedeutende Rolle. Das mag in diesem speziellen Fall sogar auch zutreffend sein. Doch Berlin ist groß, Frankfurt klein, was durchaus auch als Chance gesehen werden könnte, wie es „Börsenblatt“-Chefredakteur Torsten Casimir tat. Die interessanteste Neuigkeit kam allerdings nicht vom Podium, sondern aus dem Publikum: Die dort sitzende Literaturreferentin Sonja Vandenrath erklärte, dass das im Buchhändlerhaus angedachte „Haus der Verlage“ nun unter dem Arbeitstitel „Haus der Buchkultur“ laufe. Dort solle unter anderem eine Schriftstellerwohnung eingerichtet werden, aber auch kleinere selbständige Unternehmen, die mit dem Medium Buch arbeiten, könnten dort einen Platz finden. Frankfurt zeigt sich also offen für die Literatur. Und für die Ökonomie. Die einmalige Verbindung aus beidem ist nicht nur Makel, sondern immer auch Chance.