Liebschers „Destinations“ zieren Fluggasttunnel

Fotokunst am laufenden Band

Favorisieren Teilen Teilen

Mit dem Laufband um die ganze Welt: Passagiere, die am Airport durch den Tunnel von Fluggaststeig A nach B laufen, können währenddessen Martin Liebschers 540 Meter lange Fotokunst auf sich wirken lassen.

Nicole Brevoord /

Ein Tunnelblick der besonderen Art bietet sich seit Ende August – leider nur – den Transitreisenden, die am Frankfurter Flughafen im Terminal 1 von A nach B laufen. 270 Meter lang ist der Tunnel, da benutzt man der Bequemlichkeit halber schon mal das Laufband. Und genau von hier, mit der entsprechenden Geschwindigkeit, entfaltet sich das von dem Künstler Martin Liebscher für Fraport geschaffene Werk am Besten. Insgesamt 40 ganz außergewöhnliche Fotomotive, für die er die Welt bereiste, hat der einstige Städelschüler und jetzige Professor an der HfG Offenbach miteinander verbunden und links und rechts der Laufbänder in Form von 480 Platten an den Tunnel gehängt. Täglich können nun 12 000 Fluggäste in der Unterführung sehen, wie Städte wie Tokyo, Las Vegas und Rom an ihnen vorbeisausen und scheinbar miteinander verschmelzen. Fast wird dem Betrachter schwindelig, das liegt auch an der besonderen Fototechnik, die der 51-jährige Künstler entwickelt hat.



Liebscher hat eine analoge Fotokamera ausgeschlachtet und führt bei den Aufnahmen den Film per Hand an einem Schlitz vorbei, während er die Kamera bewegt. Dafür dreht er sich mal um die eigene Achse oder zeichnet Schlieren in die Luft – immer mit der Kamera in der Hand. Es entstehen dynamische, fast dreidimensionale Ansichten, die verzerrt sind und eine sogartige Wirkung entfalten. Die analogen Kleinbildnegative werden anschließend gescannt und auf lackierte Aluplatten aufgebracht, die mehrfach lackiert werden.

Gerade weil die irritierenden Bilder nicht wie sonst üblich klar sind, schauen auch die abgehetztesten Fluggäste genauer hin. „Das ist eine verschlungene visuelle Weltreise durch die letzten zwanzig Jahre meines Werkes“, sagt Liebscher. „Wie in einer rasanten Achterbahnfahrt verschmelzen Raum und Zeit zu einem komplexen Bildeindruck.“ Die ältesten der 180 mal 120 Zentimeter großen Bilder im Tunnel stammen von 1993, die neuesten hat Liebscher noch in diesem Jahr aufgenommen.


Anzeige
Anzeige

Mehr Kultur-News

Anzeige
Anzeige

Ausgeh-Tipps

 
Anzeige
 
Anzeige
Anzeige

Kalender

Anzeige