Klaus ist dann mal da!

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Klaus /

Westliche Vororte im westlichen Spanien Unser Grafiker Klaus Berger war dann mal weg - er hat den Jakobsweg geschafft. Hier seine Abschlussberichte. 15.5. Palas de Rei – Arzúa (29 km) Es regnet. Auch das ist jetzt nichts neues mehr. Meine erkaeltung ist auch nicht besser geworden. Aber ich habe gut geschlafen in einem 3-bett-zimmer, der luxus in tueten (ohne geraschel). Gutes fruehstueck (mit frischem o-saft – vitamine, vitamine) und tapfer mache ich mich auf den weg. Ein stetes auf und ab, zum glueck viel durch den wald, weg von der strasse. Geniessen kann ich es nicht, man sieht nicht sehr weit und mit den regenklamotten ist man doch sehr behindert. In melide treffe ich franz wieder, den ich in villafranca del bierzo kennengelernt habe. Von hier an bis arzua redet franz ununterbrochen. Wie sich herausstellt ist er aus dem rheingau und kannte annes vater gut. Wahnsinn! 2000 km von zu hause. Aber so vergeht die zeit und wir fotografieren uns gegenseitig am 40-km-stein. Angekommen sucht sich franz eine pension und ich komme in einem schoenen und gepflegten albergo unter. Ute macht fuer sich, reinhard + mich eine mikrowellenlasagne, hauptsache kein menu de peregrino, wein + salat dazu und morgen sehen wir weiter. 16.5. Arzúa – Santiago de Compostela (40 km) Obwohl es kommod im schlafsaal war, habe ich doch sehr schlecht geschlafen. Schniefnase und naechtlichess schwitzen. Habe ich fieber? Es geht mir nicht besonders. Wenig spaeter stehen wir zu 8 an der bushaltestelle. Der bus muesste eigentlich um 7 fahren, aber weit und breit íst nichts zu sehen. Gegen viertel vor 8 taucht er ploetzlich vor uns nassen und durchfrorenen pilgern auf. Also hatte ich den typen in der papierhandlung, in der fahrplan aushing, doch richtig verstanden. Der fahrplan zeigt die abfahrtszeiten in lugo! Der haendler hatte naemlich etwas von "mas o meno - treinta minutos" gemurmelt – so lange braucht der bus bis arzua! So bleiben fahrer + fahrplan flexibel. Eigentlich hatte ich vor bis pedrouzo mitzufahren und von da zum flughafen zu laufen und dort wegen meiner flugumbuchung zu fragen, da mein flieger ja erst am Freitag geht. Als ziel steht auf dem bus "Aeropuerto"; da sagt franz: "Fahr doch einfach gleich zum flughafen". Das ist ueberhaupt die idee! Eine halbe stunde spaeter stehe ich vor dem air-berlin-schalter, die dame dort ist hilfsbereit und sagt noch: "So krank wie sie sind, fliegen sie besser heute abend". Tatsaechlich ist mir abwechselnd heiss und kalt, so ein mist. Vom flughafen (der 12 km vor santiago liegt) fahre ich mit einem anderen bus nach santiago. Durch stroemenden regen zur kathedrale. Wieder so ein prunkbau mit viel gold, erbaut vom blut der indigenen voelker amerikas. Der hochaltar ist besonders praechtig geraten, eine gold- und farbenorgie und mittendrin der gute alte jakob vom sternenfeld (seine angeblichen gebeine liegen darunter). Einige stufen fuehren hinauf zum altar, ein schmaler durchlass, vor dem ich ewig anstehen muss, dann kann ich, wie es die sitte fordert, die silberbueste des apostels von hinten umarmen (denn er schaut strengen blickes in die kirche hinein) und ihm den vollzug meiner pilgerreise melden. Gekuesst, wie es ebenfalls erforderlich sein soll, habe ich ihn nicht - das war mit dann doch zu unhygienisch (obwohl, bei den hygienischen bedingungen, denen ich begegnet bin ... naja). Vor der kathedrale fotografieren sich die pilger gegenseitig, auch ich finde jemanden, der mich ablichtet. Jetzt zum pilgerbuero, mal sehen, ob ich eine "compostela" kriege. Mir fehlt ja ein stempel ueber die letzten (bus-)kilometer. Wehe, wenn ihr zicken macht, ich huste (+ niese) euch an, dann koennt ihr eine woche schliessen! In der schlange vor dem buero treffe ich tatjana wieder. Auch sie hat es geschafft! Die leute vom pilgerbuero sind voellig unbuerokratisch, anhand meines vollgestempelten "credencials" sehen sie dass ich gut 700 km gelaufen bin, da sind die nicht kleinlich. ICH HABE ES GESCHAFFT! Geflogen bin ich dann am abend ueber palma de mallorca, da hat mein herz geblutet (ich liebe mallorca), als die ganzen ballermaenner eingestiegen sind. Aber ich bin froh nach hause zu kommen. Keine ungewaschenen pilgerfuesse mehr, kein geschnarche, kein tuetengeraschel in der fruehe, kein leben aus dem rucksack, keine blasen mehr; es war mehr als uebergenug. ABER GEIL WARS AUCH. Ich bin in knapp 5 wochen gut 700 km gelaufen, ich habe viel gesehen, ich habe tolle leute kennengelernt, am schluss habe ich mich tatsaechlich in die weite der meseta zurueckgesehnt (hattest recht, ralph!) und: Diesen Weg werde ich nie wieder gehen!!!
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