In Linz, da stinkts!

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mephisto /

IMG_1171Linz? Warum gerade Linz in einem Frankfurter Blog? Ganz einfach, Linz ist in diesem Jahr Europäische Kulturhauptstadt. Kultur ist auch die Sache vom JOURNAL - was lag da näher, als mal einen Abstecher in die oberösterreichische Stadt zu wagen... Im übrigen kam ja auch unser letzter Weihnachtsbaum auf dem Römer aus Linz ;-).
In Linz, das stinks. So hieß es früher. Eine Industriestadt, in der es auch heute noch mehr Arbeitsplätze als erwerbstätige Einwohner gibt. Ähnlich wie bei uns in Frankfurt, stauen sich die Pendlermassen Morgen für Morgen hinein in das Donaustädtchen, um nach getanem Tagwerk die gleichen Straßen in umgekehrter Richtung ein zweites Mal zu verstopfen. Knapp 70 Millionen Euro haben die Region und das Land nun aufgebracht, um aus dem Industriestadt-Image ein Kulturstadt-Image zu machen.

Zumindest für ein Jahr. Das komplette Kulturjahr kostet zirka 250 Mio Euro - der größte Teil davon ging für einige spektakuläre Gebäude-Neubauten drauf. Kohle, die zum großen Teil von der EU erstattet wird - hat man von seiten der Stadt erst einmal die notwendigen Anträge gestellt.
Die mehreren tausend Einzelveranstaltungen in diesem Kulturjahr sind für keinen Besucher zu erfassen. Kritiker meinen, das Programm sei eine "Aneinanderreihung von Einzelevents, ihm fehle aber der rote Faden". Wie, bittschön, sollte der denn aussehen? Vielleicht aufgehängt an der Gründung der Hermann-Göring-Werke, die von hier aus von Anbeginn das Nazireich aufrüsteten? Oder an dem denkwürdigen Ereignis, als Hitler 1938 vom Balkon des Linzer Rathauses die Einverleibung Österreichs in das tolle Deutsche Reich verkündete? Wohlgemerkt unter dem Jubel der damaligen Bevölkerung?

Nein, ich habe nichts gegen Events. Es ist genau die richtige Art und Weise, um Menschen aus aller Welt in das 190.000-Seelen-Städtchen zu locken. Und die kommen. Und sie sind sehr angetan von der Weltoffenheit, die sie hier antreffen.
Es gibt zahlreiche Highlights - selbst, wenn man nur ein Wochenende an der Donau verbringt. Das Kunstmuseum Lentos etwa, aktuell zeigt es eine Ausstellung des Bauhaus-Künstlers Herbert Beyer. Das Bruckner Haus, in dem klassische Musik am laufenden Band aufgeführt wird. Das eben wiedereröffnete Stadtschloss - eine gelungene architektonische Komposition aus Moderne und Barock - in dem die Ausstellung "Das grüne Band Europas" Refugien entlang des ehemaligen Grenzstreifens des Eisernen Vorhangs aufweist. Oder aber mein Lieblingsprojekt - die Ausstellung "Höhenrausch". Über den Dächern von Linz ist hier Platz geschaffen worden für eine ganze Reihe von jungen Künstlern, die sich auf unterschiedlichste Weise mit Linz und seiner Vergangenheit und Zukunft auseinandersetzen.
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Die Touristenattraktion schlechthin ist ein auf das Dach eines Hochhauses gebautes Riesenrad. Selbstverständlich auch Kunst. Aber auch einfach nett - eine Runde damit fahren, und Linz zeigt sich von seiner besten Seite. Still und ruhig über den Dächern... Ach ja, stinken tut es in Linz übrigens schon lange nicht mehr - weder unten in den Gassen noch über den Dächern.


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