Gin für alle – außer mich!

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Kim Horbach /

drunkenAch, du Schande. Eine bekennende Anti-Alkoholikerin auf einer Gin-Verkostung – kann das gut gehen? Die Antwort: es kann. Zwingende Voraussetzung dafür ist jedoch ein besonders liebeswürdiger Kollege, der beim Testen den Kopf (oder eher die Geschmacksnerven) hinhält. So geschehen, als ich – Praktikantin der Gastro-Redaktion und optisch (trotz meiner zwanzig Jahre) meist ohnehin für „zu jung zum Trinken“ gehalten – den Volontär (siehe Symbolfoto) zur „Tanqueray Master Class“ bei Oma Rink’s begleitete.

Auf jedem Platzdeckchen sind bereits stolze acht Gläser fein säuberlich aufgereiht, die nur darauf warten, geleert zu werden. Zu meinem Glück stehen auch Wasserflaschen auf den Tischen bereit, ich muss also trotz Gin-Abstinenz nicht auf Flüssigkeitszufuhr verzichten. Geleitet wird die Schulung vom Brand Ambassador der Gin-Marke Tanqueray, der uns im Rahmen der Verkostung auch gleich über die (laaange) Historie und Philosophie der Gin-Herstellung aufklärt. Angus Winchester – so heißt der gute Mann – tritt zwar in schicker Nadelstreifenhose, Hemd und Weste vor uns, entpuppt sich jedoch schon nach wenigen Minuten als echter Scherzkeks. Gleich zu Beginn bombardiert er den Saal mit schneekanonenartig beschossenen Satzlawinen und erklärt uns in einem Atemzug, dass er nun mal schnell redet. Ach, ehrlich? Wär’ uns gar nicht aufgefallen. Das Problem ist ja nicht das schnelle Sprechen an sich, sondern vielmehr das schnelle Sprechen in sattem British English, das uns nun für über eine Stunde zuteil werden soll.

Während seines recht ausführlichen Vortrages probieren die „Testpersonen“ die beschriebenen Gin-Sorten, vom ursprünglichen Genever bis hin zum relativ neuen Tanqueray No. Ten. Auch der Volontär trinkt sich tapfer – und zwischenzeitlich keuchend – durch alle acht Proben. Ich beneide ihn wirklich nicht. Mir reicht es schon, nur an den Gläsern zu schnuppern, und schon tränen mir die Augen. Riecht teilweise wie Lavendel-Seife. Oder Nagellack-Entferner. Brr.

Zum Abschluss begibt sich Angus Winchester hinter die kleine Bar und mixt verschiedene Cocktails, natürlich mit Gin. Ich verzichte dankend. Auch während der Bartender die unterschiedlichen Barkeeper-Schütteltechniken vorführt, redet er ohne Unterbrechung weiter. Er erklärt uns auch, warum: „Wenn man beim Shaken nicht redet, bekommt man automatisch sein Barkeeper-Gesicht. Und das ist das gleiche wie beim Sex!“ Die Demonstration desselbigen, leicht entrückten Gesichtsausdrucks führt zum wahrscheinlich größten Lacher der Veranstaltung, von der wir uns dann jedoch verabschieden – um dem Volontär an der nächsten Straßenecke erst mal ein ordentliches Mittagessen zu besorgen.

Foto: sxc/smrcoun


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