Getrennte Wege gehen

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Detlef Kinsler /



Was stand im Journal Frankfurt, Ausgabe 10 zur Veröffentlichung des neuen Albums von Isobel Campbell und Mark Lanegan, „Sunday At Devil Dirt“, zu lesen: „Gesangskombinationen wie die des Ex-Screaming Trees-Frontmannes mit dieser heiseren Erzählstimme und dem ehemaligen Belle and Sebastian-Mitgliedes mit der eher ätherischen Folkstimme haben Tradition und immer einen besonderen Reiz. Man denke nur an Lee Hazelwood/Nancy Sinatra oder Nick Cave/Kylie Minogue („Where The Wild Roses Grow“) – Seide zu abgetragenem Leder. Mal knarziger Folk Blues, mal Western-Soundtrack, mal opulente Orchesterklänge: Speziell ist das Duo immer.“
Ähnliches und noch viel Enthusiastischeres gab es fast überall zu lesen. So wurde im Zuge der CD-Veröffentlichung auch die Tournee des Duos entsprechend gehypt. Und nun standen sie also auf der Bühne des Mousonturms... Und tatsächlich war vor allem Lanegans Stimme Thema des Abends. An wen erinnert die denn nun wirklich? Die eine hörte tatsächlich Nick Cave, die andere Tom Waits, der nächste warf Johnny Cash in den Raum. Dagegen kam Miss Campbell nicht wirklich an und die wirklichen Duette oder gemeinsamen gesungenen Zeilen blieben Mangelware, so sehr überdeckte das tiefe Organ die angebliche Engelsstimme. Wie gut, dass die Schottin zusätzlich mit ihrem Cello beschäftigt war.

Die Songs an sich waren – begleitet von akustischer Gitarre, (Kontra-) Bass, Schlagzeug und Keyboards, die auch mal den Orchesterpart übernahmen - simpel gestrickt, meist in einem Tempo, bestenfalls 2. Gang. Und wenn die Band mal Gas gab – was selten genug vorkam, mehr als einen Gang legte sie nicht drauf. Auf diesen Film musste man sich schon 200 % einlassen, um begeistert nach Hause zu gehen. Aber wessen Film war das eigentlich? Nur der von Lanegan? Jedenfalls machte man – um die wirklich schönen Momente des Abends richtig genießen zu können – besser die Augen zu. Denn das, was es zu sehen gab, war eigentlich nur ärgerlich.

„Haben die vorher gestritten?“, lautete die meist gestellte Frage des Abends. Nicht genug damit, dass die Zwei gänzlich auf Kommunikation mit ihrem Publikum verzichteten (was andere Künstler auch tun, aber dabei dennoch engagiert und vollends mit ihrer Musik beschäftigt wirken) – auch zwischen dem ungleichen Pärchen fand nicht mal ein Blickkontakt statt, ganz so, als sei man aus unterschiedlichen Taxen ausgestiegen und wolle auch nach dem Konzert schnell wieder getrennte Wege gehen. Lust am gemeinsamen Musizieren, nicht mal Spaß am eigenen Vortrag vermittelte das. Hatte man die Armen auf die Bühne geprügelt? Und dennoch wurden sie von den Fans fast frenetisch bejubelt nach gut einer Stunde Auftritt und – tatsächlich dann noch – drei Zugaben. „Und tschüss...“ war dann das Einzige was sich Mark L. entrang während Isobel C. auf Zwischenrufe vom Publikum wenigsten zwei Mal milde lächelte, aber ansonsten eher mal irritiert gen Himmel blickte, so als wünsche sie sich himmlischen Beistand, um den Abend zu überstehen.


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