Gemeinschaftsgarten auf der Bühne

Mousonturm wird zum Garden State

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Die drei Choreografen Fabrice Mazliah, Ioannis Mandafounis und May Zarhy begrünen den Mousonturm mit einem Gemeinschaftsgarten. Besucher dürfen Topfpflanzen mitbringen in die kommunale Oase.

Esther Boldt /

Zwei Männer bewegen sich über den Boden, steigen übereinander, verschlingen ihre Körper und verschränken ihre Glieder, bis unkenntlich ist, wem hier welches Bein gehört. Dabei sprechen sie ununterbrochen, entwerfen Szenarien und Begegnungen. Rasch wird die simpel anmutende Versuchsanordnung von „Eifo Efi“ zu einer Überforderungsmaschine, die in ihrer Gleichzeitigkeit des Heterogenen die Wahrnehmung springen lässt. Das Stück ist der jüngste Streich des Tänzer- und Choreografen-Trios mamaza. Seit 2009 entwickeln Fabrice Mazliah, Ioannis Mandafounis und May Zarhy eine eigene choreografische Sprache, die sich durch Bewegungsminimalismus, das Auffächern von Wahrnehmungsebenen und feinen Witz auszeichnet. Stets trachten sie danach, schlichte Mechanismen der Sinnstiftung auszuhebeln, indem sie die alltägliche Wahrnehmung aufs Spiel setzen: Sie richten minimale Verrückungen und Irritationen ein, die dem Zuschauer einen neuen Blick auf vermeintlich Bekanntes einräumen. Bei aller Leichtigkeit in Haltung und Verhandlung steht dabei nicht weniger als das In-der-Welt-Sein des Menschen zur Disposition. So entkoppelten sie beispielsweise in „ZERO“ (2009) Ursache und Wirkung, um einen temporären Gedächtnisverlust zu provozieren, und entfesselten in „Cover up“ (2011) Strategien des Verdeckens und Verbergens. Ihre Erprobungen im Kollektiv sind dabei auch Balanceakte des Gemeinsamen, die nach der Unterscheidung von Eigenem und Fremden, von Subjekt und Objekt fragen. Wie entsteht Partizipation, wie wird man involviert in eine Szene? Neben ihren hoch verdichteten Mikrokosmen entstehen seit 2010 auch Projekte im öffentlichen Raum, in denen sie mit der Stadtgesellschaft in Verbindung treten. Und nun wird das Trio für vier Tage einen Gemeinschaftsgarten im Mousonturm einrichten: eine kommunale Oase, in der Formen des Zusammenseins erprobt werden können. Frankfurter sind aufgerufen, gemeinsam mit ihrer Topfpflanze ins Theater zu kommen, und diese für die Dauer von „Garden State“ den Künstlern zu leihen. Im Gegenzug gibt es freien Eintritt und ein Theatererlebnis der ganz besonderen Art, einen lichten exotischen Garten in dunklen Wintertagen, einen Freiraum, der dazu auffordert, gemeinsam besiedelt und erträumt zu werden.

Die drei sind miteinander verbunden: Fabrice Mazliah, Ioannis Mandafounis und May Zarhy

>> Garden State
Gemeinschaftsgarten, Ffm: Mousonturm, Waldschmidtstraße 4, 9.–12.1., 11–23.59 Uhr, Eintritt: Dauerkarte 8,–/erm. 4,–


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