Fußball und Popmusik, zwei Seiten einer Medaille. Trainer Colin Bell und Musiker Gary Numan, zwei Freunde, die die These stützen und die sich am Samstag wieder sehen, wenn Numan während seiner „Splinter Tour“ ins Bett kommt.
Detlef Kinsler /
Wer hat’s erfunden? Die Engländer haben es erfunden. Denken sie zumindest wenn es um Fußball und Popmusik geht. Eines ist klar: gerade auch auf der Insel stand Fußballer oder Musiker immer oben auf der Berufswunschliste derer, die sich auf den Weg machen wollten vom Underdog zum Millionär. Und es gab immer auch eine Wahlverwandtschaft zwischen Fußball und Popmusik. Ob Kicker wie Bobby Moore, Geoff Hurst oder Kevin Keegan zum Mikro griffen, die Musiker Lonnie Donegan, Gerry & The Pacemakers, Right Said Fred oder The Lightning Seeds Fußballhymnen schufen, Rod Stewart, Elton John und Robbie Williams sich bei Clubs einkauften oder Liam Gallagher als Megafan ungern ein ManCity-Spiel verpasst – man hat einen Draht zueinander, kennt und schätzt sich. Wie auch Colin Bell und Gary Numan.
Seit der Saison 2013/2014 ist der 1961 in Leicester geborene Colin Bell Trainer des 1. FFC Frankfurt und hat die Mädels wieder in die Erfolgsspur gebracht. Das erste Spiel nach der Winterpause am 22. Februar um 12 Uhr am Brentanobad bestreitet das Team als Tabellenführer gegen den letztjährigen Triplegewinner VfL Wolfsburg. Als Bell, der vorher in Bad Neuenahr seinen Einstand im Frauenfußball gab, am 6. Juni als neuer Coach im Relaxa Hotel vorgestellt wurde, hatte er sich am Vorabend zur Einstimmung auf die Pressekonferenz Depeche Mode in der Commerzbankarena angeschaut und plauderte über seine Liebe zu Musik.
„Ich bin sehr gerne auf Livekonzerten, höre fast immer Musik im Auto, ich spiele selber Gitarre, nehme Unterricht beim Gitarristen einer Rammstein-Cover-Band, Völkerball, im Westerwald. Das sind Momente, wo ich mich total entspannen kann, ein absoluter Ausgleich“, erzählt der Brite, der seit 1982 in Deutschland lebt. „Ich sauge Musik regelrecht auf, kann dabei auf andere Gedanken kommen und Ideen entwickeln oder Musik einfach nur genießen. Was mich an Musik auch total begeistert: sie bringt Menschen zusammen und verbindet sie.“ Mit der Mannschaft besuchte er „Saturday Night Fever“ im English Theatre, einen Tag später konnte er Black Sabbath auf ihrer Comeback-Tournee in der Festhalle hautnah erleben, jetzt hofft er noch Tickets fürs Helene Fischer-Konzert im September ergattern zu können. „Ich liebe eben unterschiedliche Musikrichtungen“, kommentiert er die überraschende Bandbreite.
Jetzt freut er sich eine Woche vor dem Spitzenspiel noch auf einen für ihn ganz besonderen Auftritt. Gary Numan, Electro-Pop- und Industrial Music-Pionier und von vielen Kollegen wie Nine Inch Nails, den Foo Fighters, Jack White, The Prodigy oder sogar Lady Gaga als Vorbild genannt, ist sein absoluter Lieblingsmusiker. „Ich habe ihn seit 1980 bestimmt 15 Mal gesehen, 1998 dann auch in der Batschkapp. Eine Woche später habe ich ihm im Prime Club in Köln dann persönlich kennengelernt“, erinnert sich Bell. „Ich war Co-Trainer beim 1, FC Köln, habe ihm ein Trikot mit den Unterschriften der Spieler mitgebracht. Wir haben nach dem Konzert bis morgens um 4 im Hotel gesessen und geredet, geredet, geredet. Seitdem sind wir befreundet.“ Danach besuchte er ihn auch in Amsterdam, Basel und Berlin. „Ich war bei den Soundchecks dabei, er hat mich zur Playlist befragt, ich durfte sogar auf dem Synthesizer mitspielen. Ganz geile Sachen. Ich liebe einfach diese Atmosphäre.“
>> Gary Numan, Ffm., Das, Bett, 15.2., 20 Uhr, Eintritt: VVK 38,–/AK 45,– (es gibt noch Resttickets)