Funky Times in Frankfurt

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Barbara Leiff /

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Funk und Soul sind angekündigt für den Konzertabend in der Alten Oper. Tower of Power, die Funk-Formation aus Oakland, legt schon mit den ersten Takten richtig los: dynamisch und sprühend springt die Musik direkt von den Saxophonen und Trompeten, von Schlagzeug und Bass in den Konzertsaal. Sänger Larry Braggs kommt auch gleich zur Sache: „Are you ready – get up and move“.

Das quer durch alle Altersgruppen gemischte Publikum kam erst mal nicht recht in die Gänge und blieb träge sitzen. Bei dieser Musik eigentlich kaum vorstellbar, aber vielleicht der gediegenen Atmosphäre in der alten Oper und der betulichen Bestuhlung des Saales geschuldet. Bei Konzerten von Tower of Power in kleineren Konzerthallen ging es jedenfalls anders ab.

Den Musikern war ein gewisses Erstaunen über die beharrliche Erstarrung der Zuhörer anzumerken. Aber nach fast 40 Jahren im Job – so lange spielen Emilio Castillo (Tenorsaxophon und Gesang) und Stephen „Dr. Funk“ Kupka (Baritonsaxophon) schon zusammen – kann sie aber offenbar nichts mehr so richtig erschüttern. Sie spielen mit Einsatz und Freude und Witz, sie tanzen mit ihren Instrumenten und sie sind immer wieder bereit, das Publikum mitzunehmen und
dann gelingt es doch noch, den Saal in tanzende Bewegung zu bringen.

Neben bekannten Songs wird Neues von dem demnächst erscheinenden Album „American Songbook“ gespielt, das klingt sehr vielversprechend. Emilio Castillo übernimmt bei vielen Stücken den Gesang und zeigt sich als großartiger Sänger mit sehr entspannter und gelassener, dabei aber eindringlicher Stimme. Wunderschön auch die langsameren Songs; als vorletztes Stück kommt „You’re still a young man“ in einer sehr melodiösen und feinen, gefühlvollen Version, ausdrücklich gewidmet dem zweiten Akt des Abends.

Maceo Parker lässt es nach der Pause etwas ruhiger angehen. Die Musiker kommen nach und nach auf die Bühne, werden freundlich mit Namen angekündigt und als letzter kommt Maceo Parker, korrekt gekleidet im grauen Anzug mit Krawatte.

Kaum hat er aber sein Saxophon angesetzt, geht die Post ab. Es entsteht sofort ein Eindruck, als spiele Maceo Parker alleine auf seinem Saxophon mehr Musik als sonst ganze Bläsersektionen. Er behauptet von seiner Musik, sie sei 2% Jazz und 98% Funk.

Das mag so in etwa das Verhältnis sein, aber das faszinierende ist das Zusammenführen und Ineinanderfügen von Jazz und Funk, das die Essenz aus beidem destilliert. Maceo Parker entlockt seinem Altsaxophon Töne, die Rhythmus und Melodie zugleich sind. Neben dem sehr strukturierten Zusammenspiel gibt er sich und seinen Mitmusikern Raum zur Improvisation und es gelingen eindrucksvolle Solopassagen von Posaune und Trompete. Großartig Bruno Speight an der Gitarre, der zurückhaltend klassisch als Begleitmusiker spielt und als Solist großes Können zeigt. Maceo Parker spielt außer dem Saxophon ein Querflötensolo, das in „Georgia on my mind“ überleitet und Ray Charles gewidmet wird.

Eindringlich präsent während des gesamten Konzertes ist der Respekt, den Maceo Parker dem verehrten James Brown entgegenbringt. Maceo Parker hat lange Jahre bei James Brown gespielt und es ist offensichtlich, dass diese beiden sich positiv gegenseitig sehr produktiv und stilbildend beeinflusst haben, da könnten die Wurzeln des Funk liegen.

Ein wunderbarer Konzertabend, schade nur, dass Funk offenbar etwas aus der Mode gekommen ist. Man könnte sich sonst viele solcher Abende vorstellen.


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