Frankfurter sind nett!

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Janine Denne /

Es ist immer dasselbe: Ich fahre täglich mehrmals mit der U-Bahn kreuz und quer durch Frankfurt. Zur Arbeit, zu Terminen, zum Essen mit Freunden und wieder zurück nach Hause. Und jeden Tag rege ich mich mindestens ein mal, meistens aber öfter, über die Bahn auf. Weil sie zu spät ist, weil sie hoffnungslos überfüllt ist, weil es im Inneren riecht, dass mein Morgens ohnehin sehr empfindlicher Magen versucht alleine wieder auszusteigen, oder weil der Fahrer bei der Einfahrt in die Station eine Vollbremsung hinlegt, als wäre gerade vor ihm eine Rotte Wildschweine aus dem Dickicht der Untergrundtunnel auf die Gleise gesprungen. Gut, ich gebe zu, manchmal bin ich auch ein bisschen ungerecht...
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Zum Beispiel, wenn ich bereits im Zug sitze und mal wieder auf den letzten Drücker versuche von A nach B zu kommen. Dann ärgere ich mich darüber, dass die Haltezeit an den jeweiligen Bahnsteigen so irrsinnig lang ist. Geht das mit dem Ein- und Aussteigen nicht ein bisschen schneller? Wenn ich aber gerade selbst auf dem Weg zur U-Bahn bin, macht es mich rasend, wenn das grüne Ungetüm gerade mal zwei Sekunden am Bahnsteig stehen bleibt – Tür auf, Tür zu. Ich komme angerannt, drücke den Türöffner, nichts passiert. „Zurückbleiben bitte“ und der RMV fährt mir vor der Nase weg. In solchen Momenten denke ich ernsthaft darüber nach, mein Jahresticket zurückzugeben, meine gesamten Ersparnisse aufzubrauchen, mir davon einen betagten Smart zu kaufen und nie im Leben wieder einen Fuß auf einen Bahnsteig zu setzen!
Doch dann passieren Dinge, die erlebt man nur im Frankfurter Untergrund.
Vergangener Freitag. Ich war spät dran, müde, hungrig und klitschnass, weil ich meinen Regenschirm vergessen hatte. Als ich ganz oben auf dem Absatz der Rolltreppe stand, sah ich den Zug gerade in die Station einfahren. Ich beeilte mich, die Treppe hinunter zu kommen. Leider hatte ich Schuhe an, die Rolltreppe und Bahnsteig in Kombination mit dem Regen für mich in eine einzige riesige Rutschbahn verwandelten. Rennen konnte ich also nicht. Wenn ich mich jetzt nicht beeilte, würde ich den Zug aber verpassen und zu spät zu einem wichtigen Termin kommen. Um etwas schneller zu sein, hüpfte ich wie ein Fisch auf dem Trockenen (nur umgekehrt) halb schlurfend, halb hopsend den Bahnsteig entlang. Die anderen Fahrgäste waren bereits alle ausgestiegen, zwischen dem Verkehrsmittel und mir lagen aber noch mindestens 10 Meter. Die Hoffnung, noch mitfahren zu dürfen, hatte ich zwar eigentlich schon aufgegeben, watschelte aber trotzdem tapfer weiter. Da sah ich auf einmal im Eingang einer der Türen eine Frau stehen. Sie hatte meine verzweifelten Versuche, die Bahn zu erreichen wohl bemerkt, hatte sich in die Lichtschranke der Tür gestellt, hielt das ÖPNV-Gefährt für mich auf und winkte mir aufmunternd zu! Und das, obwohl sie selbst an dieser Station ausstieg und sicher etwas anderes zu tun gehabt hätte, als auf mich zu warten. Ich hopste noch einen Schritt schneller, sprang in den Zug, bedankte mich kurz und schon war sie ausgestiegen und die Fahrt ging los.
Ich weiß, ich verallgemeinere (aber was im Negativen oft gemacht wird, darf man ja auch mal im Positiven), muss es aber trotzdem mal sagen: Die Frankfurter sind einfach nett!


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