Das Forum Improvisierter Musik (F.I.M.) ist zurück. Im alten Viertel, aber in einer neuen Location: dem HoRsT in den Adlerwerken im Gallus. Da gibt es am Donnerstag einen Abend lang musikalische Aufbruchstimmung.
Detlef Kinsler /
Fünf Performer, ein Tisch, Posaune, Kontrabass, Elektronik, Saxofon und Schlagzeug; ein Duo (Paul Hubweber & Georg Wolf) und ein Trio (Marcel Daemgen, Wolfgang Reimers und Jörg Fischer) am Anfang, wechselnde Besetzungen im zweiten Teil des Abends. Geplant ist wenig, möglich fast alles. Genau das macht den Reiz der Veranstaltung aus. Und genau das hat all die Jahre gefehlt in Frankfurt. Dabei hat improvisierte Musik Tradition am Main, geht zurück auf die legendäre „Materialausgabe“ von Heiner Goebbels in der Batschkapp. Es fallen Namen wie Alfred Harth, Christoph Korn, Oliver Augst und Rüdiger Carl. Sie waren dabei, als das F.I.M. Ende der 80er Jahre im alten Gallustheater Aufbruchstimmung verbreitete.
„Improvisierte Musik sperrte sich schon immer gegenüber den Labels: ist es Neue Musik, ist es Jazz, irgendetwas anderes? Da gibt es ja so viele fließende Grenzen“, formuliert Christof Krause, der Initiator des Neustars, die Faszination des Genres. „Dabei ist das Ergebnisoffene das Interessanteste, sowohl für die, die spielen wie auch für die, die zuhören.“ Wichtig ist, dass sowohl Harmonien wie auch Rhythmen aufgebrochen werden. Für neue musikalische Ausdrucksmöglichkeiten. „Den kulturellen Wert einer solchen Veranstaltung zu schätzen, finde ich in einer Stadt wie Frankfurt, wo alles so durchgetaktet ist, fast schon subversiv, ja revolutionär“, glaubt Krause.
Auf der Suche nach einer passenden Location stieß Krause zufällig auf die neue Adresse von Carolina Hock und Lolek Lorey, die Mitgründer der Stadtinitiative Koblenzer Straße (SIKS), zudem leidenschaftliche Caterer (Versuchskantinchen). Ihr HoRsT ist Tür an Tür mit dem neuen Gallustheater in den Adlerwerken. Das erklärt den Namen. „Wir kommen aus der Subkultur, diesen Geist kriegen wir auch nicht mehr aus uns heraus“, versichert Lorey. Underground professionalisiert. Das umgestalte Asia Restaurant kann für Familienfeiern angemietet werden, es gibt Barabende mit Tanzoption, Partys, Konzerte, oft ohne Eintritt. Die Attraktivität der Räume, deren Industriecharme weiter freigelegt wird, hat sich längst herumgesprochen. „Wir haben auch öfters mal Leute auf der Couch sitzen, die sagen: geiler Laden, hier ist unser Konzept, lasst uns Kohle machen. Die schicken wir dann nach Hause“, erzählt Lorey. „Wir wollen hier was Schönes schaffen. Und da muss es persönlich auch immer passen zwischen uns und den Leuten, die hier veranstalten.“ Mit dem F.I.M., das passt. Detlef Kinsler
>> F.I.M. Forum Improvisierter Musik, Ffm., HoRsT/Adlerwerke, Kleyerstraße 15-17, 18.6., 19:30 Uhr, Eintritt: 10 Euro
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt.