Der zerdepperte Bembel

Bäppi lässt als Richter Adam die Hosen runter

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Im Theatrallalla gibt es dieser Tage richtig Kultur zu sehen. "Der zerdepperte Bembel - dreist nach Kleist" bringt das 1808 uraufgeführte Lustspiel in die Neuzeit und wurde mit allerlei Liedern und Gags aufgepeppt.

Nicole Brevoord /

Thomas Bäppler-Wolf hat Mut. Das zeigt er gleich auf unterschiedliche Weisen, denn zunächst einmal hat er es sich mit der Wahl des Lustspiels von Heinrich von Kleist nicht leichtgemacht. Auch wenn „Der zerbrochne Krug“ ins Hessische adaptiert wurde und es deshalb einen ganzen Abend nur um einen zerdepperten Bembel geht, hat das Lustspiel seine Tücken. Wenig Handlung und Dynamik und eine Moralvorstellung, die dazu führt, dass eine in allen Facetten des Lebens aus dem vollen schöpfende Person wie der Richter Adam schon allein wegen seiner Maßlosigkeit lustig sein soll. Keine Bange, im Theatrallalla, wurde das Lustspiel unter der Regie von Marcel Schilling ordentlich entstaubt, in die Neuzeit geholt, mit stimmungsaufhellenden Liedern versehen und mit viel Lokalkolorit nach Frankfurt geholt, da fehlt auch kein Offenbachgag. Thomas Bäppler-Wolf, den man auf der Bühne sonst eher in Frauenkleidern kennt, hat sich den Klassiker zum 25-jährigen Bühnenjubiläum gewünscht. Und was soll man sagen: Die Rolle des Richter Adam ist ihm auf dem Leib geschneidert. Mit hässlichen Beulen versehen und sogar einmal blank bis auf die Doppelrippunterwäsche spielt er seine Rolle mehr als überzeugend. Ihm zur Seite steht ein sehr engagiertes Ensemble, dass sichtlich Spaß am Spielen hat.

Eines Morgens wacht der Dorfrichter Adam nach einer langen durchgemachten Nacht ganz desolat mit Beulen und Verletzungen am Kopf auf, die Insignie seiner Richterwürde, die Perücke, hat er wohl im Suff irgendwo verloren. Und als wäre das alles nicht genug, steht an diesem Tag noch eine Revision des Gerichtsrats Walther (herrlich spießig: Lars Ruth) an, der dem Richter bei seinen Amtshandlungen ganz penibel auf die Finger schaut. Da hilft es nicht gerade, dass der ach so biedere und sich anbiedernde Schreiber Licht schon vermutet, dass es der Adam zu weit getrieben hat. Und weil es wirklich nicht Adams Tag ist, muss er tatsächlich ins Gericht und steht unversehens selbst am Pranger. Denn Marthe (Ute Ehrenfels), die Eigentümerin eines ganz besonders tollen Krugs (alleine die Lobhudelei ist eine Herausforderung), beklagt, dass jemand ihr dieses Prachtstück zerdeppert habe. Sie vermutet, dass die Ehre ihres Töchterchens Eve (Eva Völl) nun genauso geschunden ist wie der Bembel. Denn offenbar ist der Bembel kaputtgegangen als sich jemand aus dem Fenster getrollt hat. Und Evchens Verlobter, Ruprecht (Stefan Peschek in einer Doppelrolle), will es nicht gewesen sein. Herrlich wie Bäppi als Richter Adam zusehends ins Schwitzen gerät und versucht, unauffällig auf Evchen Einfluss zu nehmen, denn so ahnt der Zuschauer schnell, der Richter hängt tiefer in der Sache drin als gedacht. Als dann noch die Nachbarin Brigitte (Kammersängerin Karin Pagmar) als Zeugin auftritt, wird es eng.

Das dürfte die heiterste und unterhaltsamste Variante des Zerbrochenen Kruges sein, wenngleich nicht alles aus einem Guss erscheint und schon allein durch die zahlreichen Hinweise auf Ereignisse und Zeitgeistliches (von der Bombennacht über Konsalik bis zum abgebrannten Goetheturm) die zeitliche Verortung der Handlung schwerfällt. Aber egal, Hauptsache man hat einen guten Abend.

Der zerdepperte Bembel, Theatrallalla, Friedberger Landstraße 296,15.-18. März sowie am 20. und 21 März, 20 Uhr, sonntags 18 Uhr. Tickets ab 26,60 Euro.


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