Zu Weltmusik im Palmengarten am Dienstag stellte sich der Sommer wieder richtig ein. Von Moderatorin Daniella Baumeister auf ein Trio ohne Trommeln und Tanz, aber mit viel Gefühl, das Geschichten erzählen will, eingestimmt, waren die ersten Stücke von 3MA dazu angetan, sich zurückzulehnen und – bei Fortdauer der Stimmung – wegzudösen. „Kammermusik“, mutmaßte N. neben mir. Dabei gab es erst mal viel zu gucken bei den drei Musikern Ballaké Sissoko, Driss El Maloumi und Rajery aus MAli, MArokko und MAdagaskar brachten Instrumente mit, die ihre jeweils eigene Kultur bestimmten: Kora, Oud und Valiha. Und zumindest letzteres, eine rohrförmige Bambuszither, sieht man so oft nicht auf Frankfurter Bühnen. „Wir sind keine Postkarte aus Afrika“, sagen die Drei. Keine Kitsch-Folklore. Keine Klischees. Stattdessen der Versuch, auf Basis der eigenen Erfahrungen eine Art panafrikanische Musik zu kreieren, in der – in unserem Fall – Marokko (hier arabische und die Musik der Berber), Mali (z.B. das Storytelling der Griots) und Madagaskar auch solistisch gefeaturert aber vor allem auch – so war´s angekündigt – über die „Unterschiede in ihrer Kunst hinaus zu wachsen“. Und daran gingen sie wie „drei große Kinder“, so Driss El Maloumi.
Was anfangs wie ein Perpetuum Mobile wirkte, entwickelte sich mit Fortdauer des Konzertes dank mehr Dynamik, ein wenig Artistik (das schöne Korasolo für die Tochter von Ballaké Sissoko, das einhändige Oud-Solo mit Percussion-Einlage) und auch Witz zu einer unterhaltsamen Performace. Sogar der äußerst zurückhaltende Rajery ging aus sich heraus, als das Trio „crazy music“ zu spielen begann: „Dum Dak“ und die chaotische Umsetzung politischer Reden in Afrika und die Verballhornung der Redner mit ihren großen Gesten, chauvinistisch wie inhaltslos, selbstherrlich und kriegerisch (die Valiha muss schon mal als Waffe eingesetzt werden). Da mischten sich als Kommentar schon mal Grunzen und Furzen in die Parodie. Aber selbst da blieb das Trio seltsam kontrolliert, perfekt aufeinander abgestimmt, routiniert. Emotionales Feuer sieht anders aus. Und nachdem die Musik am Ende des zweiten Sets mal richtig Fahrt aufnahm, war das Konzert, das pünktlich halb Acht begann, lange vor 10, wo wegen der Nachbarn zwingend Schluss sein muss, zu Ende. „Es war der Moment gekommen, aufzuhören. Das haben uns die Geister gesagt“, musste Daniella Baumeister dem Publikum vermitteln. Die Ahnen sind im Gepäck und auf die muss man hören. Immerhin kamen die Musiker noch zum Signieren ihrer Alben.
Der Jazz im Palmengarten gehört nicht zum Summer In The City, gehört aber seit Jahren, nein Dekaden, zu den sommerlichen Highlights in Frankfurt. 2009 wird das 50. Jubiläum gefeiert! Vergangene Woche blies der East West Wind durch die Konzertmuschel in Frankfurts grüner Lunge. Der polnische Bassist Vitold Rek hatte zu seinen bekannten Mitstreitern Jaroslaw Bester (Polen) und Ramesh Shotham (Indien) als Special Guest Michal Cohen geladen. Und so kamen mindestens zwei weitere Stationen auf seiner musikalischen Weltreise dazu. Denn die Sängerin lebt in Israel, hat aber jemenitische Wurzeln. Und so glänzte sie bei ihrem ersten Solo-Spot auch gleich mit einem jemenitischen Folksong, ganz pur, ganz nah. Und prompt maulte eine Frau im Publikum: „Ist das Jazz?“. Klar – nicht nur sie, auch freigeistigeren Besuchern wurden in den zwei Sets viel abverlangt. Das war kein Konzert, das einer einfachen Dramaturgie folgte, auch keines mit durchgängigem Ensemblespiel. Es gab Solo- und Duo-Exkurse, Percussion-, Akkordeon (Besten ließ es mal wie eine Mundharmonika, mal wie eine Kirchenorgel klingen), Kontrabass- und Mandolinen-Specials. Und die Reise von Westen nach Osten streifte musikalisch nicht nur Schottland, Polen, den Balkan, Israel, den Jemen und Indien. Auch die andere Halbkugel schien – bei aller Abstraktion – musikalisch präsent. Klang das eben nicht wie ein Tango? War das nicht ein Latin-Groove? Alles ist möglich und entspricht der Idee der Musiker.