Christof Lauer in der Romanfabrik

Sidney Bechet unverblümt

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Am Donnerstag, 26. Februar, feiert „Petite Fleur“ Frankfurt-Premiere. Saxophonist Christof Lauer widmet sich einem Klassiker und interpretiert Sidney Bechet hier mit seinem Quartett statt mit Big-Band.

Detlef Kinsler /

Unverhofft kommt oft. Zumal wenn der Plattenfirmenchef Siggi Loch heißt. Der konfrontiert die Künstler seines Jazz-Labels ACT gerne mal mit nicht immer nahe liegenden Ideen. So ließ er seinen Elektronik-verliebten Pianisten Bugge Wesseltoft Weihnachtslieder einspielen, Top-Posaunist Nils Landgren sollte sich funky an ABBA versuchen und Christof Lauer durfte mit Jens Thomas als Duopartner 2001 „The Sting Project“ realisieren. Every little thing they did was magic. Und dann stand plötzlich Sidney Bechet im Raum. Ein Pionier des New Orleans-Jazz und Duett-Partner von Louis Armstrong, Jahrgang 1897.

Schon elf Jahre bevor der in Melsungen geborene Frankfurter Bub „Petite Fleur“ mit seinem Arbeitgeber, der NDR Big Band, in Angriff nahm, hatte Loch ihn auf Bechet angesprochen. „Da hatte ich aber noch keinen Bock darauf“, sagt Lauer unverblümt. Erst die Arrangements seines Kollegen Rainer Tempel von Ohrwürmern wie „On The Sunny Side Of The Street“ überzeugten ihn. „Da stand ich total drauf“, gesteht der Tenor- und Sopran-Saxophonist. „Ich hatte mich mit Bechet eigentlich nie richtig beschäftigt. Als ich angefangen habe mit dem Sopran war eher Coltrane angesagt.“

Klar – wenn einer aus der „Frankfurter Schule“, der mit Albert Mangelsdorff und Heinz Sauer auf der Bühne stand und gemeinhin mit Avantgarde und einer wilden Free Jazz-Phase assoziierte wurde, sich plötzlich mit einem Traditionalisten beschäftigt, wird das natürlich nicht ohne Süffisanz kommentiert. Aber war nicht Bechet zu seiner Zeit auch mal ein Vorreiter mit seiner viel zitierten Stiloffenheit, den kreolischen Wurzeln, seinen europäischen Einflüssen nach seinem Umzug nach Frankreich („Dans Les Rues d'Antibes“) und Ausflügen in den Maghreb mit „Casbah - Song Of The Medina“? „Absolut“, bekennt Lauer. Bechets Ton und sein Vibrator bleiben Geschmacksache. „Mit dem kann ich mich auch jetzt noch nicht wirklich anfreunden. Aber die Stücke, die er geschrieben hat, die waren für die Zeit unglaublich.“

Je öfter Christof Lauer das Repertoire der 2014 veröffentlichten CD mit der Big Band spielte, desto mehr öffnete sich die Musik, jetzt, „auf kleine Besetzung getrimmt“ im Quartett mit Hubert Nuss (Klavier), Ingmar Heller (Kontrabass) und Patrice Héral (Schlagzeug) umso mehr. „Das ist nicht so stringend arrangiert ist, dass jeder Ton da sein muss wo er sein muss. Man kann das sehr variieren.“ Die Freiheit, nur zu machen was er will, nimmt sich Lauer ohnehin schon lange. Das ist das, was er aus der Zeit der „Frankfurter Schule“ mitgenommen hat. Der Begriff steht für ihn für eine Epoche, in der jeder Solist ermuntert wurde, „seinen eigenen Stil zu finden und zu bilden.“

>> Christof Lauer Quartett, Romanfabrik, 26.Februar, 20 Uhr, Eintritt: 20 Euro


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