Bob Degen mag sich selbst nicht loben. „I can´t play my own horn“, sagt er. Zum Glück ist der Jubilar kein Bläser sondern Pianist. Heute feiert er seinen 70. Geburtstag, morgen gibt’s das Konzert dazu in der Romanfabrik.
Detlef Kinsler /
Am Ende des Gespräches wird sich Bob Degen entschuldigen. „Ich bin nicht so elegant mit Worten, deswegen lasse ich meine Musik für mich sprechen“, meint der sympathisch bescheidene Mann. Dabei durfte man gerade bei Kaffee und Plätzchen im Seckbacher Häuschen wunderbaren Geschichten aus seinem Leben lauschen. Wie er mit seinem Vater, auch Jazzmusiker, schon als Kind in den New Yorker Clubs, so dem legendären Birdland, phantastische Musiker wie Bud Powell und Marian McPartland erlebte, Charlie Parker aber leider um eine Woche verpasste. „Ich konnte da sitzen mit einer Coke für 50 Cent und den ganzen Abend Musik hören.“ An Silvester 1954, Degen war 10 Jahre alt, hatte er seinen ersten Gig mit seinem Vater. Der Clubbesitzer wollte ihn nicht bezahlen. „Da hat mein Vater gesagt if he´s old enough to play, he´s old enough for pay“, erinnert er sich.
Früh also hatte unser Mann aus Scranton, Pennsylvania Feuer gefangen. Mit 17 ging er ans Berklee College. „Damals nur eine kleine Schule“, erzählt Degen, trotzdem eine prägende Zeit. „Einige Studenten waren besser als die Lehrer“, lacht er. „Keith Jarrett war da, Gary Burton, Tony Williams, Mike Gibbs. Es war eine tolle Atmosphäre.“ New York konnte er sich als junger Mann nicht leisten, deshalb spielte er in Boston in Stripteaseclubs, um zu überleben. Furchtbare Sänger zu begleiten war frustrierend. „Ich hatte große Träume von Europa.“ Er packte seine Sachen, flog nach Berlin und landete in einem Transvestitenclub. Vom Regen in die Traufe. Nicht ganz. Denn der nächste Job war in der Hausband im „Jazz Room“ des „Eden Saloons“ vom späteren Playboy Rolf Eden. Dort stand er neben Art Farmer und Dextor Gordon auf der Bühne, lernte Posaunist Albert Mangelsdorff kennen. Dank ihm kam Degen nach Frankfurt und zum freien Spiel, entwickelte über die Jahre seine eigene Sprache.
The best of both worlds, amerikanisch und europäisch. „Ich stehe immer noch auf Swing obwohl ich hier viel free music gespielt habe“, gesteht Degen. Den Anspruch an seine Musik formuliert er so: „Eine melodische, fließende Musik und eine lyrische Qualität sind immer mein Ziel. Und dabei so kreativ wie möglich zu sein. Dabei versuche ich immer weniger zu spielen.“ Denn die Musik muss atmen können. Wie auf seinen Alben „Jake Remembered“ oder „What´s Your Dream“ mit der Gruppe Community. Im klangfarbenreichen Spiel schimmern immer wieder Spätromantik, Impressionismus und moderne Klassik durch. „Ravel, Debussy, Satie, Ives sind ein großer Einfluss. Und ich liebe Stravinsky und Bartók. Ich habe all die Platten hier.“
>> 70 Jahre Bob Degen, Ffm., Romanfabrik, 25.1., 20 Uhr, Eintritt: 20,–