Eine Archivschau heftet sich an die Fersen eines lesbisch-feministischen Off-Space im Westberlin der 1980er-Jahre. Die Harmonie Kinos präsentieren am Dienstag das zugehörige Filmprogramm.
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Insgesamt 15 Jahre, von 1981 bis 1996, besetzten Frauen aus der lesbisch-feministischen Subkultur Westberlins ein leerstehendes Haus in der Potsdamer Straße, in dem einst ein Pelzgeschäft untergebracht war. Dort gründeten Künstlerinnen, Fotografinnen, Filmemacherinnen und Autorinnen unter dem mehrdeutigen Titel „Pelze Multimedia“ einen „Ladies Only!“-Projektraum, in dem politische Allianzen entstanden, aber auch Kostümbälle veranstaltet, künstlerische Experimente durchgeführt und Super-8-Filme gedreht wurden.
Der Projektraum Synnika widmet „Pelze“ eine retrospektive Ausstellung und bietet Einblick in Aktionen und Arbeiten seiner Macherinnen, deren Bandbreite sich von Gedichten über politische Streitschriften, Hörspiel, Experimentalfilm bis hin zu Aktionen und Projektionen im öffentlichen Raum erstreckt. Zugleich erlaubt die Archivschau einen Einblick in die administrative Arbeit des Kollektivs, Förderanträge und sonstige Schreiben inklusive. Gerade hier schlägt die Ausstellung eine Brücke ins Hier und Jetzt mit der schmerzlichen Einsicht, dass in Zeiten steigender (Miet-)Preise und fortschreitender gesellschaftlicher Fragmentierung kreative Freiräume solcher Art wohl immer schwerer zu realisieren sein dürften. Nachzusehen sind einige Arbeiten jetzt beim Filmabend „Cinepelze“ am Dienstagabend in der Harmonie, der im Rahmen der Ausstellung präsentiert wird.
>> CINEPELZE. Ein Filmabend zu Pelze Multimedia mit Arbeiten von Roswitha Baumeister, Mahide Lein & Kat Voss, Harmonie Kino, 29.11., 20.30 Uhr. Die Ausstellung PELZE ist bis 30.12. im Projektraum Synnika zu sehen, Niddastraße 57, Fr 15–19 Uhr